Der ironische Prozess

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Denken Sie jetzt NICHT an einen rosa Elefanten!
 
Na, haben Sie das geschafft? Es ist paradox, aber wenn wir aufgefordert werden, nicht an einen rosa Elefanten zu denken, ist das nur schwer umsetzbar. Warum ist das so?

Für unser Gehirn sind Negativ-Formulierungen abstrakt, wohingegen Bilder sehr schnell vorstellbar sind. Der rosa Elefant erscheint sofort vor unserem geistigen Auge – und es ist schwierig, dieses Bild wieder aufzulösen, wenn wir aufgefordert werden, nicht an ihn zu denken.

In der Psychologie wird dieses Phänomen als „ironischer Prozess“ bezeichnet. Demnach hat der Versuch, einen Gedanken zu negieren oder zu verdrängen, gegenteilige Auswirkungen: Wir denken umso mehr an das, woran wir nicht denken wollen. Genauso geht es dem Gehirn mit Sätzen wie „Ich will nicht mehr rauchen“ oder „Ich will mich nicht ärgern“. Was hängen bleibt, ist „rauchen und ärgern“.

Diese Erkenntnis können wir für die Kommunikation mit uns selbst und anderen nutzen: indem wir Verneinungen streichen und positiv formulieren. Aus „Das war nicht schlecht“ wird „Das war gut“, aus „Du bist nicht allein“ wird „Ich bin bei Dir“ und aus „Du wirst nicht verlieren“ wird „Du wirst gewinnen.“

 

Zeit für einen Waldspaziergang

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Tief einatmen und die feuchte, klare Luft mit ihrem Duft von Laub und Erde genießen und zuschauen, wie die Sonne durch das gelbe Blattwerk bricht: Nirgends zeigt sich der Herbst von einer schöneren Seite als im Wald.
Das Laub strahlt in Orange-, Braun- und Rottönen, und das Erdreich, auf dem sich die fallenden Blätter sammeln, wird getränkt von Morgentau und Regenschauern. Es ist eine beruhigende Umgebung, die gerade jetzt von vielen Spaziergängerinnen und Spaziergängern besonders genossen wird. Manche haben ihren Hund dabei, andere einen Feldstecher, in der Hoffnung, ein Reh auf einer Lichtung zu erspähen, die nächsten tragen vielleicht einen Rucksack mit einem Stullenpaket und Getränken bei sich, und wiederum andere werden im Wald von Erinnerungen und tief empfundener Dankbarkeit begleitet.
Denn der Wald ist ein Ort der Ruhe, der Kraft gibt und zum Innehalten einlädt. Und ein Ort, um hier die ewige Ruhe zu finden. Naturbestattungen unter den Wipfeln der Bäume sind eine Alternative zum Friedhof, die von immer mehr Menschen bevorzugt wird.
Die Gründe sind vielgestaltig. Denn neben der Ruhe stiftenden Natur des Waldes sind es auch ganz pragmatische Überlegungen, die eine Baumbestattung attraktiv machen. Wenn eine Urne im Wurzelwerk bestattet ist, wird sie – je nach örtlichen Voraussetzungen – mit einer Plakette am Baumstamm oder auf dem Boden kenntlich gemacht. So haben Angehörige immer einen Anlaufpunkt bei ihren Waldspaziergängen, um an einem Grab Andacht zu halten. Mehr allerdings ist nicht von der Grabstelle zu erkennen. Weder das sonst allgegenwärtige Heidekraut noch aufwendig zu pflegende Stauden- und Blumenbepflanzungen sind vorhanden. Die oft mühsame Grabpflege entfällt für die Hinterbliebenen, weil sie von der Natur übernommen wird.
Informationen zu den Möglichkeiten einer Waldbestattung in der Region geben wir Ihnen gerne. Ein Anruf oder Besuch lohnt sich also, bevor Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang den Wald mit ganz anderen Augen erkunden werden.

Wenn Weihnachten kein Grund zum Feiern ist

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Romantik allenthalben, der Duft von Zimt und gebrannten Mandeln liegt über der Stadt, Glöckchen klingeln und festliche Lieder schallen aus den Lautsprechern – oder Gassenhauer von Bing Crosby oder Wham! Das mag man mögen oder nicht, entkommen kann man Weihnachten kaum.
Man muss kein professioneller Griesgram sein, um der Weihnachtszeit mit Vorbehalt zu begegnen. Wenn andere im Familienkreis feiern, ist das Alleinsein doppelt hart – ganz besonders, wenn es noch neu ist, weil im Laufe des Jahres 2023 ein Ehe- oder Lebenspartner, ein Elternteil oder ein anderes Familienmitglied verstorben ist.
Dann ist Weihnachten ungewohnt und oft genug sehr traurig. Nicht jedem ist es gegeben, über die Feiertage in die Südsee zu entfliehen oder bei einem alten Klassenkameraden Asyl zu finden. Der Gedanke, nicht der einzige Mensch in Deutschland zu sein, der diese Situation durchzustehen hat, ist kaum tröstlich, weist aber dennoch einen Weg, um die vermeintlich schönsten Tage des Jahres zu verkraften. Denn überall finden sich gerade an den Festtagen Hinterbliebene zusammen, um gemeinsam Weihnachten zu verbringen – und nach Möglichkeit eben doch etwas Freude zu finden.
Zahlreiche Kirchengemeinden und soziale Einrichtungen bieten spezielle Weihnachtsfeiern für Alleinstehende an. Auch per App lassen sich Gleichgesinnte treffen, beispielsweise per „Spontacts – Aktivitäten und Events“ oder „GemeinsamErleben“. Beide Apps sind kostenfrei für Android und iOS verfügbar. Grundlegende Hilfe in allen Trauersituationen gibt es online bei der Evangelischen Kirche unter trauernetz.de. Eine weitere Anlaufstelle ist die Telefonseelsorge: Sie ist 24 Stunden am Tag gebührenfrei und anonym unter den Telefonnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 erreichbar.

Halb voll oder halb leer?

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Im Grunde genommen hat das Jahr doch gerade erst angefangen – zumindest fühlt es sich so an. Aber plötzlich steht schon wieder die Sommersonnenwende am 21. Juni vor der Tür. Für die einen ist es der Moment, den Beginn des kalendarischen Sommers zu feiern, während andere beklagen, dass von nun an die Tage schon wieder kürzer werden. Ob das kalendarische Glas nun dem Sprichwort entsprechend halb voll oder halb leer ist, ist auch eine Frage der Lebenseinstellung und ganz sicher der individuellen Persönlichkeit.
Nicht nur das Jahr bietet Anlass, den Augenblick von zwei Seiten zu betrachten – auch im Leben stehen wir immer wieder vor derartigen Momenten. Für die einen mag es der vierzigste oder fünfzigste Geburtstag sein, für andere die Geburt des ersten Kinds oder Enkelkinds oder der Eintritt in die Rente: Das Gefühl, stolz auf das Erreichte zu sein, geht Hand in Hand mit der Sorge, was die Zukunft bringt. Geburtstag werden entweder beklagt mit den Worten „Ach, nun bin ich schon so alt!“ oder gefeiert mit dem Gedanken „Schön, dass ich das noch erleben darf!“
Ändern lässt sich das Schicksal nun einmal nicht, und es mag psychologisch nur zu verständlich sein, vor dem Lauf der Zeit und dem Gedanken der eigenen Endlichkeit die Augen zu verschließen – wirklich clever ist es selten. Es kostet Selbstüberwindung, darüber nachzudenken, was nach dem eigenen Ende eigentlich sein soll. Gibt es Dinge, die bestimmten Erben hinterlassen werden sollen? Gibt es Wünsche für die eigene Bestattung? Was ist eigentlich mit dem Thema Organspende? Bei der Beantwortung helfen Rechtsanwälte, Notare, soziale Dienste, Hausärzte oder Bestattungsunternehmen mit ihren jeweiligen Kompetenzen gern.
Wer sich den Ruck gibt, um sich diesen Fragen zu stellen, sorgt mit ihrer Beantwortung für etwas mehr Sicherheit. Es ist ein gutes Gefühl, wichtige Entscheidungen für die Zukunft getroffen zu haben – und das Glas des Lebens ist deshalb vielleicht nicht voller, aber dennoch erfrischender.
Genießen Sie es!

Ostern ist für alle da

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Gekreuzigt – gestorben und begraben – am dritten Tage auferstanden von den Toten: Die Ostergeschichte lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen. Die Auferstehung eines Hingerichteten wurde zum Ausgangspunkt der christlichen Weltreligion.
Dem Gedanken der Auferstehung und der Überwindung des Todes kann man sich natürlich theologisch nähern. Allerdings reicht die Fragestellung weit über den christlichen Glauben hinaus: „Was heißt das eigentlich, tot zu sein? Muss das sein – und wenn ja, kann man diesem Schicksal seinen Schrecken nehmen?“ Die Pyramiden der alten Ägypter zeugen von der Beschäftigung mit dieser Frage ebenso wie die Kuppelgräber der archaischen Griechen oder die Überreste früher südamerikanischer Hochkulturen.
Es liegt in der Natur des Menschen, mit seiner Endlichkeit zu hadern, ungeachtet einer kirchlichen Bindung. Und auch das Osterfest ist heute nicht mehr religiösen Familien vorbehalten. Stattdessen feiern wir Ostern als Familienfest, mit einem feinen Essen, der Ostereiersuche für die Kids und dem Wissen, dass nun die Wintertage weitestgehend vorüber sind und der Frühling neu erwacht. Da ist er also wieder, der Gedanken des Neuerwachsens, der nicht nur in der Kirche, sondern ebenso in der Natur verwurzelt ist.
Ein Neuerwachen im Kreislauf von Leben und Tod, von Vergehen und Erblühen oder von Trauer und neuem Mut erleben Familien in der Bewältigung von Verlusten. Es sind nicht die Verstorbenen, die wieder aufstehen – stattdessen sind es die Hinterbliebenen, vor 2.000 Jahren die Jünger ebenso wie heute die Familienmitglieder. Sie verlassen ein Grab, sei es nun am Ostersonntag oder einem anderen Tag des Jahres, halten Zwiesprache, vielleicht stille oder untereinander, und gehen ihren Weg. Das Grab war der Ausgangspunkt der Apostel und ist es für religiöse und kirchenferne Angehörige der Gegenwart gleichermaßen. Es ist eine Stätte, die Trauer in die Erinnerung überführt.
Ostern als Fest für die Lebenden und die Verstorbenen zu feiern, an Omas Grab nach dem Rechten zu sehen und einen fröhlichen Frühlingsstrauß Tulpen oder Narzissen niederzulegen, ist also kein Privileg religiöser Menschen.
Wir wünschen Ihnen frohe Ostern!

Wo und wie will man sterben?

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Jeder vierte Deutsche würde am liebsten im Hospiz sterben.

Das ergibt die Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des Deutschen Hospiz- und Palliativerbandes (DHPV) 2017.

Hiernach ist die Zahl der Menschen, die zu Hause sterben möchten in den letzten Jahren auf 58% gestiegen. Die Zahl derjenigen, die in einem Hospiz die letzten Tage verbringen möchten auf 27%. Seit der hitzigen Bundestagsdebatte über organisierte Sterbehilfe und der beschlossenen Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung (bereits in 2016), ist der Umgang mit dem Thema Sterben in unserer Gesellschaft wesentlich offener und selbstbewusster geworden. Viele Menschen haben eine Vorstellung über das „Wie“ und „Wo“. Das brandaktuelle Urteil des BGH vom 25.02.2020 besagt, dass jeder Mensch ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben hat. So darf die Frage nach dem „Wie“ bei unheilbar kranken Menschen wieder neu gestellt werden.

Das „Wo“: Hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit nach wie vor weit auseinander. Gerade einmal 23% der Befragten, die angegeben haben zu Hause sterben zu wollen gelingt dies auch. 4% der Befragten haben angegeben im Krankenhaus sterben zu wollen; tatsächlich sind es 58% im Jahr 2017. Hospize, ambulante Hospizdienste und Palliativstationen könnten hier helfen – aber das Angebot reicht bei weitem nicht aus, der Bedarf ist zu groß.

Das „Wie“: Der Anteil derjenigen Bürger, die über eine Patientenverfügung verfügen, ist von 26 % in 2012 auf 43% in 2017 gestiegen. Tendenz steigend. Auch hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander, ist in der Patientenverfügung nicht detailliert festgelegt, was genau z.B. lebensverlängernde Maßnahmen sind, so kann diese Verfügung laut einem Urteil des BGH wirkungslos sein. Im Urteil des BGH wurde nun klargestellt, dass einzelne medizinische Maßnahmen konkret benannt werden müssen.

Eine gute und intensive Beratung in Sachen „Wie“ und „Wo“ sind ratsam, denn das hat das Leben verdient.

Quelle: DHPV www.dhpv.de


Wenn Eltern älter werden. Einfach mal drüber sprechen.

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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„Meine Mutter und mein Vater? Beide Ende 70, eigenverantwortlich, aktiv, mit dem ein oder anderen Zipperlein, aber alles in allem gut beisammen.“

So oder so ähnlich könnte sich die Beschreibung eines Rentnerpaares im besten Fall anhören. Dass es aber auch ganz anders aussehen kann, sich Krankheit und Tod oftmals nicht ankündigen, verdrängen wir meist und oft sehen wir uns erst im emotionalen Ausnahmezustand damit konfrontiert, Entscheidungen zu treffen und diese dann auch nicht für uns selbst, sondern eben für unsere Eltern – Rollenwechsel!

Warum verpassen wir eigentlich so oft den Zeitpunkt, mit der Elterngeneration über das Älterwerden, über Krankheit und Tod zu sprechen? Vermutlich, weil es unangenehm ist und wir doch irgendwie denken, „es“ dann herbeizureden.

„Wie würde ich mich fühlen, wenn es um mich ginge?“ Vielleicht ist das eine gute Frage, die man sich stellen kann. Vielleicht rücken dann eher Interesse, Wohlwollen und Kümmern in den Vordergrund. Vielleicht fängt man einfach mal irgendwie an zu reden: über den Nachbarn, der nach längerer Krankheit kürzlich verstorben ist, und wie sich da alles gefügt hat. Über eigene Vorstellungen, Erwartungen und vielleicht auch Ängste.

Es gibt viele Informationen und Beratungen in Sachen Pflege und Vorsorge für das Leben und den Tod. Das Bundesjustizministerium hat auf seiner Website viele Informationen zusammengetragen. www.bjmv.de – Stichpunkt: Vorsorge und Patientenverfügung. Aber auch das Bundesfamilienministerium informiert sowie unterschiedliche unabhängige Institutionen.

Im Leben kann man „einfach mal drüber sprechen“ - bewusst und mit einem guten Gefühl.


Die letzte Un-Ruhe. Stille Bestattungen.

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Reederei gesteht Panne:
„... die Urnen sind aus Versehen ins Meer gefallen …“

Das sind die Schlagzeilen der jüngsten Panne bei einer anonymen (See-)Bestattung. Immerhin so geschehen nicht in Deutschland und auch nicht einer deutschen Reederei, sondern in den Niederlanden.

Medienwirksame „Pannen“ schlagen besonders in der Bestattungsbranche unangenehm zu Buche und wirken nachhaltig negativ auf den Ruf dieser so sensiblen Branche. Auch grenzübergreifend. Denn dass diese aktuelle Panne eben nicht einer deutschen Reederei passiert ist, tritt bei den Berichterstattungen leider in den Hintergrund. Übrig bleibt das Bild einer angeschwemmten Urne am Sandstrand.

Vielleicht kann man aber auch gerade eine solche Panne zum Anlass nehmen, über die anonyme - und so gerne als „still“ bezeichnete - Bestattung nachzudenken. Wie gehen wir als Gesellschaft mit unseren Toten um, ist die anonyme Bestattung eine zeitgemäße Erscheinung, ist sie akzeptabel und Spiegelbild unseres Umgangs mit dem Tod oder mangelt es einfach an genügend Informationen über das heutige breite Bestattungsangebot?

Bestatter berichten, dass anonyme Bestattungen i.d.R. immer aus finanziellen Gründen gewählt werden, weniger aus Überzeugung. Offiziell lautet die Begründung: „Wir möchten niemandem zur Last fallen.“ Aber eine anonyme Bestattung bedeutet eben auch einen Abschied ohne Begleitung und einen letzten Ort ohne Adresse – auch das kann eine Last sein.

Viele Friedhöfe bieten die klassische anonyme Bestattung gar nicht mehr an und haben stattdessen halbanonyme Grabarten zu guten finanziellen Konditionen ohne Folgeverpflichtungen wie eine Grabpflege mit in das Programm aufgenommen. „Würde gehört zum Leben und auch zum Tod“, so die Ansicht vieler Friedhofsverwaltungen. Die Angehörigen kennen den letzten Ort, können die Bestattung begleiten, der Verstorbene verschwindet nicht sang- und klanglos, sondern hat auch nach dem Tod noch einen Namen. Von „Last“ keine Spur. Von „Würde“ aber schon.

Informationen zu den Möglichkeiten auf den kommunalen und konfessionellen Friedhöfen geben die jeweiligen Friedhofsverwaltungen, aber natürlich auch die Bestatter vor Ort.


Es bleibt spannend!

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Das kann man in jedem Fall auch von der deutschen Bestattungskultur sagen.

Die Belange einer Bestattung und alles, was dazugehört, haben sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt, angepasst und einfach – wie so vieles – verändert. Die meisten Friedhöfe klagen über extrem rückläufige Erdbestattungszahlen, ganze Friedhofsflächen liegen brach – und das unabhängig vom Träger. Konfessionelle oder kommunale Träger tragen das gleiche Kreuz.

Allein der Umgang damit ist je nach Friedhof, je nach Kommune oder Kirchengemeinde sehr unterschiedlich.

So entstanden in den letzten Jahren einige neuartige Bestattungsformen – oder besser: neue Grabanlagen. Absolut im Kommen und letztendlich seit Jahren absehbar: neue Grabarten vor allem für die Feuerbestattung. Der Trend hin zu pflegefreien Grab-Alternativen ist ungebrochen, die Umsetzung mittlerweile vielfältig.

Auf den Friedhöfen gibt es innen und außen Kolumbarien, Urnenstelen aller Arten, Ewigkeitsbrunnen, Trauerparcours mit Grabflächen und Urnengemeinschaftsgräber, die eher an Pflanzbeete in einem Stadtpark erinnern.

Die neueste Entwicklung aber sind sicher die Kirchenkolumbarien. An die 30 Grabeskirchen gibt es derzeit in Deutschland, die meisten davon noch in kirchengemeindlicher Hand. Der Grundgedanke ist vor allem: Die Umwidmung soll die Schließung der Gotteshäuser verhindern, die Kosten für den Erhalt und die Pflege der Kirchen muss in vielen Gemeinden in Zukunft anderweitig, nämlich durch Grabgebühren, erwirtschaftet werden. Auch private Kolumbarien in entweihten Kirchen sind heute zu finden und auch hier gelten die gleichen wirtschaftlichen Aspekte.

Für den Nutzer aber vor allem interessant und spannend: Alle Kirchenkolumbarien haben eine sehr besondere Atmosphäre, widmen sich auf moderne Art dem Thema Bestattung und bieten eine neue Art von Friedhof – den Indoor-Friedhof!


Chatten für die Trauer: doch-etwas-bleibt.de

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Chatten, posten, teilen – das sind Schlüsselwörter für die heutige Kommunikation vor allem jugendlicher Menschen. Beim Thema Tod und Trauer sind viele Jugendliche allerdings online und auch offline schlecht bedient. Denn es gibt diverse, vor allem lokale Angebote für Erwachsene und auch Kinder, aber sehr wenig speziell für die Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene.

Gerade für Jugendliche ist eine nahe Trauererfahrung schwer einzuordnen, kaum zu beschreiben und noch weniger auszuhalten. Das Thema Tod ist quasi kontraproduktiv, geht doch ihr Leben eigentlich gerade erst richtig los.

Ein - wenn man möchte: anonymer - Chatroom in einem für Jugendliche vertrauten und verlässlichen Umfeld ist für viele der rettende Anker. Hier kann man sich etwas trauen, in seiner eigenen Sprache sprechen und, noch wichtiger: Der Betroffene erhält eine direkte Antwort von ebenso betroffenen Jugendlichen.

Die Onlineplattform doch-etwas-bleibt.de bietet schon seit 2009 ihre Dienste an. Das Besondere: Die Chatbegleiter sind selbst Jugendliche und junge Erwachsene, die eigene Trauererfahrung gemacht haben. Die Chatbegleiter werden regelmäßig professionell geschult und vom Hospizverein Bedburg-Bergheim unterstützt. Ihr Ausdruck und ihre Empathie jedoch sind natürlich anders als bei den oftmals älteren Trauerhilfe-Profis. Sie sprechen die gleiche Sprache wie die Betroffenen, befinden sich in ähnlichen Lebenssituationen und nutzen die gleichen Medien. Eine Kommunikation auf Augenhöhe!

Das Konzept von doch-etwas-bleibt.de ist in Deutschland einzigartig und wird sehr gut angenommen. Es gibt aber auch noch weitere Plattformen mit unterschiedlicher Herangehensweise, wie z.B. da-sein.de oder die-muschel-ev.de


„Auch Sterbende haben das Recht, am Leben teilzuhaben.“

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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So die Maxime der Engagierten im Projekt „Letze Hilfe“ mit Sitz in Schleswig.

Die Idee ist einfach und klar, denn die „Letzte Hilfe“ ist das Pendant zur „Ersten Hilfe“ und beruht letztendlich auf den gleichen humanen Grundsätzen.

Eine kleine Definition:

Erste Hilfe bedeutet: die Bereitschaft, Maßnahmen zur Hilfe bei akuter Verletzung und Erkrankung zu ergreifen mit dem primären Ziel, das Überleben der Betroffenen zu sichern.

Letzte Hilfe bedeutet:

die Bereitschaft, Maßnahmen zur Hilfe bei lebensbedrohlichen Erkrankungen zu ergreifen mit dem primären Ziel der Linderung von Leiden und der Erhaltung von Lebensqualität.

Seit 2015 gibt es Letzte-Hilfe-Kurse, zu Beginn einige wenige, mittlerweile viele über ganz Deutschland verteilt. Ausgezeichnet mit dem „Anerkennungs- und Förderpreis für ambulante Palliativversorgung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin“ 2015* und bei der „startsocial-Bundesauswahl“ 2015* geehrt durch die Bundeskanzlerin, trifft das Projekt mitten in die Gesellschaft. Spiegel Online, der WDR, ARTE, die FAZ und viele andere Medien berichten regelmäßig darüber.

Die Kurse beinhalten vier Themenschwerpunkte, innerhalb derer vor allem auch über die Normalität des Sterbens und den Umgang damit gesprochen wird. Es geht darum, Ängste zu nehmen, praktische Handreichungen zu üben und den sterbenden Menschen human zu begleiten.

Kursmodule Letzte-Hilfe-Kurse:

1. Sterben ist ein Teil des Lebens

2. Vorsorgen und entscheiden

3. Leiden lindern

4. Abschied nehmen vom Leben

Detaillierte Informationen über das Projekt und über die Kurse sind unter www.letztehilfe.info zu finden.

*Quellen: Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, startsocial e.V.


Und zuletzt ein Schnäpschen zu Ehren …?

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Eine wahre Geschichte.

An einem Freitagmorgen, auf einem kleinen Friedhof einer kleinen Gemeinde, in einer kleinen Stadt in der Mitte Deutschlands:

Stefanie S., Friedhofsgärtnerin, ist zuständig für die Erstellung eines Urnengrabes. Die Erde muss fachmännisch ausgehoben, ein Vlies eingelegt und das Gelände rund um das Urnenloch gesichert werden. In einer Stunde soll es losgehen, bestellt sind zusätzlich eine Schale mit Erde nebst einer Schaufel und eine Schale mit Rosenblättern, diese bringt der Bestatter mit.

Aber nicht nur diese, bei einem letzten Blick auf die vorbereitete Grabstätte stellt die Friedhofsgärtnerin weitere Accessoires fest: einen kleinen Bistrotisch, eine ganze Reihe Schnapsgläser und eine volle Flasche Marillenschnaps. „Ich war schon etwas verwundert und da es meine letzte Runde an diesem Tag war, beschloss ich, mir diese Verabschiedung aus respektvollem Abstand anzuschauen.“

Nachdem die eher fröhlich gekleidete Trauergemeinde eingetroffen war, wurde die Urne nach der Trauerrede ablaufgemäß in dem Urnengrab versenkt. Jeder einzelne Gast, um die 20 Erwachsene, verabschiedete sich am Grab, klassisch mit einer Schaufel Erde oder einer Handvoll Rosenblätter − und ein jeder mit einem Schnäpschen. Einen Schluck auf den Verstorbenen und ein Schluck für den Verstorbenen − direkt ins Urnengrab.

„So etwas habe ich bis jetzt noch nicht erlebt, das alles ging sehr anständig und respektvoll ab und man hatte das Gefühl, dass das bestimmt ein Wunsch des Verstorbenen war.“

Schön zu wissen, dass Bestatter auch ungewöhnliche, aber umsetzbare Wünsche erfüllen und Friedhöfe sich dabei nicht querstellen!


Der Nachlass der Zukunft – nur noch im World Wide Web?

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Der digitale Nachlass ist schon seit einigen Jahren Thema in der Bestattungsbranche, ist er doch quasi Teil des Erbes und etwas, womit sich die Hinterbliebenen beschäftigen müssen. Der digitale Nachlass beschäftigt ganze Verbraucherzentralen und Gerichte. Hauptsächlich geht es darum, dass das Erbrecht vorsieht, dass alle Verträge des Verstorbenen grundsätzlich auf den Erben übergehen. Also auch die Verträge, die man unter Umständen mit Facebook, Google, Amazon und anderen Internetanbietern abgeschlossen hat. Ärgerlich wird es vor allem dann, wenn es um offene Rechnungen geht oder um sich automatisch verlängernde Abos.

Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2017 sind neun von zehn Deutschen online. Die Internetnutzung nimmt weiter zu: sowohl nach Personen als auch nach Nutzungszeit. Das Angebot des WWW explodiert in gleicher Weise, vor allem Streaming-Dienste verzeichnen steigende Nutzung.*

Amazon Prime und Netflix sind hier die größten Anbieter, zu beziehen im Abo. Wieder hat sich der digitale Nachlass rasant erweitert, waren es bislang vor allem Facebook-Profile, die nicht zu löschen waren, sind es nun auch ganze Abos, die sich unter Umständen verselbstständigen. Der heutige Web-User sammelt auch seine privaten Bilder nicht mehr auf Papier im Fotoalbum, sondern er stellt sie platzsparend in eine Cloud, passwortgeschützt. Weg sind sie dann – all die schönen Erinnerungen …

Die Verbraucherzentralen beschäftigen sich schon länger mit dem Phänomen des digitalen Nachlasses, auf der Seite www.machts-gut.de sensibilisiert die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vor allem junge Menschen für den Umgang mit digitalen Daten - sehenswert. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen liefert Informationen und hilfreiche Tipps unter www.verbraucherzentrale.nrw

Das Kammergericht Berlin hat am 31. Mai 2017 (in erster Instanz) entschieden, dass Facebook den Zugriff auf den Account einer Verstorbenen verweigern darf. Des digitalen Erbes sicher ist man also wirklich nur dann, wenn man die entsprechenden Zugangsdaten vorweisen kann.

Der Appell aller Verbraucherschützer: Schreibt sie auf, die Passwörter und Zugangscodes, und sichert sie dort, wo man sie finden kann!

 


08/15 war gestern!

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Ästhetik und Design fürs Jenseits.
Passend zum stetig steigenden Feuerbestattungstrend der letzten Jahre, ist auch das Angebot für Urnen aller Arten stark gewachsen. Zum Glück, denn so unterschiedlich, wie die Menschen zu Lebzeiten sind, darf nun auch das letzte Behältnis aus dem Einerlei entfliehen und kreativ daherkommen.

Viele Designer haben sich in den letzten Jahren mit der Formen- und Materialvielfalt, aber auch mit schmückenden, individuellen Designs beschäftigt. Herausgekommen sind wunderbare Skulpturen, die, wenn sie nicht ein Trauerprodukt wären, in vielen Wohnzimmerregalen einen Platz finden würden.

Edle Hölzer, feinste Keramik, ökologische Materialien, Stahl oder Stein, alles ist denkbar. Neben handgefertigten Unikaten einzelner Designer, gibt es auch bei größeren Herstellern wie Völsing oder Heiso und anderen eine sehr große Auswahl. Oftmals werden die Urnen durch ein abgestimmtes Sortiment an z.B. Erinnerungsdosen- oder Erinnerungslichtern ergänzt. Die Marke „mo van den kamp“ z.B. besticht mit wunderschönen floralen Mustern, edlen Materialien und passenden Gedenkanhängern, die von den Trauergästen beschriftet werden können. Der Schweizer Designer Thomas Schär kreiert mit seiner Serie "cosmicball" außergewöhnliche Formen und Ansichten. Kugelurnen von Erdenmöbel erinnern an samtige Handschmeichler.

Es gibt eine Vielzahl Designer und Hersteller, eine Vielzahl Materialien und Gestaltungen und vor allem eine große Auswahl für jedes Budget. 08/15 muss nicht mehr sein −- informieren lohnt sich und macht sogar Freude.


Bio auf dem Friedhof?

aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

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Da fragt man sich natürlich, ob man das überhaupt sagen darf: „Leben auf dem Friedhof“?

Ja! Darf man, denn ein Friedhof ist oftmals die größte innerstädtische und über Jahrzehnte und Jahrhunderte gewachsene Grünfläche weit und breit. Fauna und Flora gedeihen in der Regel ohne Beeinträchtigung durch Insektizide und Herbizide, denn diese sind i.d.R. auf den Friedhöfen verboten und die Artenvielfalt ist groß.

Vor allem brachliegende Flächen sind Oasen für seltene Zwei-, Vier- und Sechsbeiner. Wild rankender Efeu bietet vielen Vögeln geschützte Nistplätze.

Friedhofsgärtner, die Wiesen nur zweimal im Jahr mähen, werden mit Wildblumen belohnt, die Insekten aller Art anziehen.

Auch auf den Gräbern an sich können kleine Biotope entstehen, wenn sich als Bepflanzung z.B. Thymian, Salbei und Lavendel finden. Schön anzusehen sind die Pflanzen allemal.

Friedhöfe sind als Gesamtwerk aus Garten- und Landschaftsgestaltung, aus Kunst und Architektur und aus der örtlichen Bestattungskultur das kulturelle Gedächtnis eines Ortes. Sie sind ein Naherholungsraum für Menschen und eine Rettungsinsel für Pflanzen und Tiere.

Es sind grüne Inseln für unsere Verstorbenen und für uns Lebendige, zum Verweilen und Gedenken und zum Leben − lang lebe der Friedhof!


„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“ Thomas Morus

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

Bildnachweis: By Dietmar Rabich - Self-photographed, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54398721

Traditionen sind in allen Zeiten und zu allen Anlässen gute Begleiter für uns Menschen. Denn sie geben Sicherheit und Vertrauen und lassen uns recht ruhig auch unangenehme Momente und Ereignisse überstehen.

Traditionen passen sich an und geben jeder Generation einen eigenen Zugang und eigene Gestaltungsmöglichkeiten, die Basis aber bleibt verlässlich und stabil.

Es ist gar nicht so einfach, herauszufinden, woher welche Traditionen tatsächlich stammen und warum sich die ein oder andere über Generationen hinweg festgesetzt hat. Mal sind es kirchliche Ursprünge und mal gesellschaftliche und auch behördliche Regeln, die sich über Jahrzehnte verankert haben.

Trotzdem gibt es sie, die „News“ für alte Traditionen, auch zum Thema Bestattungen und Abschiede heute, eingebettet im traditionellen Rahmen: Baumbestattungen, Wiesenbestattungen oder auch Flussbestattungen können schon häufig vorkommende Beispiele hierfür sein, eine Weltraumbestattung oder eine Bestattung aus dem Heißluftballon wird noch selten, wenn überhaupt, durchgeführt.

Vielleicht ist mit dem Weitergeben der Flamme aber eben genau die Verbindung von Tradition und „News“ gemeint, eine menschliche Mischung aus Sicherheit und Neugier.

Ob sich wirklich die auf der kürzlich in Hamburg stattfindenden Bestattermesse „Happy end“ vorgestellten Bestattungsmöglichkeiten aus Amerika (Resomation) und Schweden (Promession) durchsetzen können, darf wohl stark bezweifelt werden. Eine ausführliche Erklärung an dieser Stelle lohnt sich deshalb (noch) nicht.

Nehmen Sie Ihre eigene Flamme in die Hand.


Wenn einen der Winterblues packt …

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

Bild: By Андрей Кровлин - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58572597

 … dann ist das laut einer Internet-Definition keine Krankheit, sondern eine normale Reaktion auf den Wechsel der Jahreszeiten.

Das ist die gute Nachricht!

Die schlechte ist, dass sehr viele Menschen vom Winterblues gepackt werden und er äußerst unangenehm ist, dieser Blues. Er stellt sich ein, wenn es tagsüber gar nicht richtig hell werden will, ein dauerhafter Nieselregen den aus Kindheitserinnerungen romantischen Schnee ersetzt und vielerorts Trübsal geblasen wird. Es geht einem einfach schlecht.

Der Hauptgrund für den Trübsinn ist aber gar nicht der Regen oder die umgestellte Uhr, sondern wohl der Mangel an Tageslicht, denn dieses ist wichtig für die Produktion des Muntermacherhormons Serotonin. Ohne das sind wir müder als sonst und das begünstigt den Winterblues.

Was tun? Trotzdem rausgehen, denn das wenige Tageslicht ist immer noch besser als die Deckenlampe des Wohnzimmers, das Wetter Wetter sein lassen und die gemütlichen Seiten des Winters genießen. Nach dem Spaziergang heimkommen, etwas Warmes trinken und einen lässigen Blues auflegen, das entspannt und macht gute Laune.

Und: Ab dem 21. Dezember geht es definitiv wieder bergauf, denn dann werden die Tage schon wieder länger!

In diesem Sinne wünschen wir eine frohe und gemütliche Winter- und Weihnachtszeit!


Wo (k)ein Hund begraben ist …

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

Bild: By Photo JLPC Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, httpscommons.wikimedia.orgwindex.phpcurid=32538461

Seit über zwei Jahren herrscht nun „Tote Hose“ auf dem Friedhof „Unser Hafen“ im Essener Stadtteil Frintrop. Der erste Friedhof Deutschlands, der eine gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier möglich machen wollte (wir berichteten in unserem Newsletter August 2015). Mit einem Zuspruch von fast 50 % in der damals per Umfrage befragten Gruppe und vielen positiven Kommentaren im Netz zur Eröffnung des Friedhofs startete die private Deutsche Friedhofsgesellschaft mbH ihr Bestattungsmodell. Die heutige Bilanz ist ernüchternd: 0 Bestattungen in zwei Jahren. Darüber gab es am 05. Oktober 2017 einen fast ganzseitigen Bericht in der Westfälischen Rundschau.

Laut Pressebericht der WR meinte der Firmensprecher der Deutschen Friedhofsgesellschaft, Wilhelm Brandt, dass die erste Schwierigkeit schon darin liege, dass i.d.R. der Mensch und das Tier nicht zur gleichen Zeit versterben – das mache die Sache nicht gerade einfach. Für Nicht-Tierbesitzer vielleicht ein Anlass zum Schmunzeln, für interessierte Tierhalter jedoch ein tatsächliches Problem, muss doch die Asche des verstorbenen Hundes unter Umständen jahrelang in der Urne auf der Anrichte stehen, denn ab der Beisetzung gilt es, Ruhefristen einzuhalten und natürlich die Grabgebühren zu zahlen.

Es gibt aber auch noch andere bürokratische Schwierigkeiten zwischen der Gesellschaft und dem Friedhofsträger in Essen-Frintrop, die trotz der offiziellen Eröffnung im Jahre 2015 noch nicht überwunden zu sein scheinen.

Man kann also gespannt auf die Bestattungsbilanz der nächsten zwei Jahre sein.

Quelle:
Newsletter Erasmus A. Baumeister August 2015
WR - Die Region, 05. Oktober 2017


Grabmale − ein letztes Statement

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

Bild: By Basotxerri - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61867359

Grabmale können vieles, sie können protzen oder tiefstapeln, glänzend dastehen oder gar nicht vorhanden sein. Aber vor allem können sie, wenn mit Sorgfalt ausgesucht, ein letztes persönliches Statement des Verstorbenen sein.

Die Auswahl des Steins, die Form, die schmückenden Details und natürlich der Name und die persönlichen Daten können einen wunderbaren Einklang ergeben und dem Betrachter viel über den Verstorbenen erzählen.

Vielleicht gibt es ja ein Material, was den Verstorbenen ein Leben lang begleitet hat, privat oder beruflich. Oder der Verstorbene hatte schon zu Lebzeiten eine Vorliebe für heimische Natursteine oder für Granit, für Edelstahl oder auch für Glas. Auch die Form und Größe können einer Persönlichkeit entsprechen. Die Materialien und die Verarbeitung sind vielfältig, so dass nach Wunsch ganz individuelle Grabmale entstehen können.

Auch integrierte Symbole sind Ausdruck der Persönlichkeit. Ein Kreuz zeugt davon, dass ein Mensch mit christlichem Glauben hier seine letzte Ruhe gefunden hat. Eine Sonne versteht sich als Sinnbild des Lebens, die Taube ist ein Zeichen des Friedens und auch ganz persönliche Zeichen geben Aufschluss darüber, welcher Mensch hier eigentlich ruht.

Für die Auswahl gilt: Lassen Sie sich Zeit und überlegen Sie ganz in Ruhe, welche persönliche Visitenkarte das Grab schmücken soll. Steinmetze beraten gerne, haben viele kreative Umsetzungsideen und Freude daran, individuelle Arbeiten anzufertigen.

 


Der Tod

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

 Bild: By-Auquamitzi---Own-work-CC-BY-SA-4.0-httpscommons.wikimedia.org

 

„Anschlag in London – 11 Tote“. „Mindestens 20 Tote bei Anschlag in Burkina Faso“. „Eine Tote bei Ausschreitungen in Charlottesville“. „Viele Tote und Verletzte in Barcelona“…

Der Tod ist nicht nur ein uns nahes Thema der lokalen Trauerseiten, er schafft es immer öfter auf die Titelseiten der Tageszeitungen. Jeden Tag gibt es Meldungen über Anschläge, Unfälle und Tragödien, die Tote zu beklagen haben.

Manchmal scheinen die Nachrichten ganz nah und manchmal ganz fern. Allen gemein ist, dass die Toten bestattet werden wollen. Es gibt sie also, die Bestatter, die auch in Zeiten solcher Tragödien ihre Arbeit tun und den Konsequenzen dieses Geschehens nicht aus dem Weg gehen können: der Bestattung der Toten und der Trauer der Angehörigen. „Tägliches Brot“ für einen Bestatter, könnte man meinen, aber in besonders tragischen Fällen sicher viel mehr als das!

Im Juni 2015 fuhr ein Konvoi von mehr als 16 Bestatterwagen die toten Schüler des Germanwings-Absturzes zu ihrer letzten Ruhestätte. Ein sehr bewegender Tag auch für die mitfahrenden und begleitenden Bestatter.

Ein solcher Blick auf das Berufsfeld des Bestatters lässt einen respektvoll den Hut ziehen! Und es zeigt einmal mehr, dass der Tod und der Abschied zum Leben gehören – manchmal ganz nah und auch ganz fern.


Den letzten Willen umsetzen – auf Nummer sicher gehen.

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

Foto: Von Diego Delso, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37344897

Nicht immer wird der letzte Wille so umgesetzt, wie gedacht. Die Gründe dafür sind vielfältig, ein nicht auffindbares Testament ist einer davon.

Wo Menschen ihr Testament aufbewahren, bleibt jedem selbst überlassen, es gibt hierfür keine Vorgaben. Wer aber möchte, dass sein letzter Wille neutral aufbewahrt und auch gefunden wird, kann ihn bei Gericht hinterlegen und registrieren lassen.

Die sogenannte Bundesnotarkammer pflegt per staatlichem Auftrag seit 2012 das Zentrale Testamentsregister (ZTR). Dieses Register erfasst die Angaben zu allen Testamenten und erbfolgerelevanten Urkunden, sofern sie beim Gericht oder Notar aufbewahrt werden. Das heißt, dass nicht die tatsächliche Urkunde im Register zu finden ist, wohl aber der verpflichtende Hinweis darauf, dass es ein Testament gibt, wer es verfasst hat und wo es zu finden ist.

Die Verwahrung des Testaments beim Amtsgericht ist Voraussetzung für die Registrierung im ZTR. Aktuell liegen die Gebühren für eine Verwahrung bei Gericht bei 75 Euro, die Registrierung im ZTR kostet zusätzlich 15-18 Euro.

Im Todesfall wird das Zentrale Testamentsregister durch das zuständige Standesamt informiert. Hier gibt es dann schnell die Auskunft darüber, ob erbfolgerelevante Urkunden registriert sind und wo diese verwahrt werden. Das Testament gelangt automatisch über das Amtsgericht zum Nachlassgericht, das wiederum die Hinterbliebenen informiert.


Spiel mir das Lied vom Tod …

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

Bild: By Petar Miloševic (Own work, stacked 8 macro images) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Trauermusik gehört dazu – zu einer Abschiedsfeier und einer Bestattung. Denn die Musik trägt und beflügelt die Trauergefühle und zwängt sie nicht in Worte oder Gesten, sondern lässt sie frei.

Victor Hugo, ein französischer Schriftsteller, formulierte es so: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“

Regeln gibt es eigentlich keine, denn die Abschiedszeremonie heute soll persönlicher und individueller denn je sein. Dem Verstorbenen ein letztes Geleit geben und die Trauergesellschaft trösten – oder soll man sagen: in Stimmung bringen? Denn mittlerweile gibt es die „Best of“-Trauercharts. Für jede Gefühls- und Geschmackslage ist etwas dabei. Immer auf den Spitzenplätzen zu finden sind „Who Wants to Live Forever“ von Queen, „I Did It My Way” von Frank Sinatra, aber auch das klassische „Ave Maria” von Franz Schubert.

Sicher gehen Menschen ganz unterschiedlich mit ihrer Trauer um und drücken sie individuell aus – in der Auswahl von Kleidung, Blumen und eben auch in der Musik. Der eine mag sich humorvoll verabschieden, der andere rockig und der nächste wieder klassisch instrumental, nicht jeder Trauergast wird die Auswahl ebenso als passend empfinden. Aber wie kann es sein, dass oftmals die gleiche Musik erklingt, als gäbe es nur einige wenige Musikstücke?

Musik zur persönlichen Untermalung einer Abschiedsfeier – gerne ja!

Musik zur reinen Inszenierung einer dramatischen Klangkulisse – besser nein!

Nehmen Sie sich doch die Zeit und hören Sie in sich hinein, welche Musik Ihnen in Ihrer Trauer am Herzen liegt – dann liegen Sie mit Ihrer Auswahl sicher richtig und die Musik wird einen wichtigen Beitrag zum Abschied leisten.

Viele Bestatter haben auf ihren Webseiten ganze musikalische Bibliotheken zur Auswahl, hier finden Sie nicht nur die „Best of“, sondern können sich inspirieren lassen und etwas persönlich Passendes finden.

Eine schöne und innige Aufgabe in traurigen Zeiten!

 

 


Weil dieser Verlust mehr als wehtut!

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton"

Bild:Dietmar Rabich/Wikimedia Commons/"Dülmen, Wiese am Strandbadweg -- 2016 -- 5670-6" / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Am 08. Februar 2017 hat das Bundeskabinett einen Gesetzesentwurf des BMJV zum Hinterbliebenengeld beschlossen.

„Die Trauer um den Tod eines nahestehenden Menschen kann niemals in Geld aufgewogen werden. Aber: Hinterbliebene eines Opfers fremdverursachter Tötung verdienen jede Hilfe und Unterstützung. Neben einer entsprechenden seelsorgerischen und sozialen Betreuung wird dazu künftig auch ein Hinterbliebenengeld gehören: Wer für den Tod eines Menschen verantwortlich ist, muss künftig die Hinterbliebenen des Opfers angemessen entschädigen.“ Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz Heiko Maas

Dies ist ein Meilenstein in der Rechtsprechung und ergänzt den bislang geltenden Anspruch auf Schmerzensgeld, auf das man auch nur dann Anspruch hatte, wenn ein medizinisch nachgewiesener erheblicher „Schockschaden“ entstanden ist.

Der neue Anspruch gilt ab sofort und wird nun verbindlich in das Bürgerliche Gesetzbuch eingeführt und ist somit rechtsverbindlich. Demnach sind anspruchsberechtigt diejenigen Hinterbliebenen, die in einem besonderen persönlichen Näheverhältnis zum Getöteten stehen. Das sind in erster Linie die engen Verwandten, wie Ehegatten, Kinder und Eltern. Es können aber auch andere nahe Personen berechtigt sein. Diese müssen das besondere Näheverhältnis zum Getöteten belegen und gegebenenfalls auch beweisen.

Zahlungspflichtig ist der Verursacher der Tat - also der Mörder, der Terrorist, der Totschläger und auch der schuldhafte Verursacher eines tödlichen Verkehrsunfalls, sofern er noch am Leben ist. Der Rechtsanspruch kann nur gegen den Verursacher direkt durchgesetzt werden. Die Höhe des Anspruches steht im Ermessen der Gerichte und wird mit Summen zwischen 10.000 und 60.000 € diskutiert.

„Eine Anerkennung des seelischen Leids der Angehörigen durch die Rechtsordnung“ ist die Grundlage für die Entschädigung. „Die Entschädigung soll und kann keinen Ausgleich für den Verlust eines nahestehenden Menschen darstellen. Das Hinterbliebenengeld kann aber helfen, finanzielle Sorgen aufgrund des persönlichen Verlustes zu vermeiden …“, so Bundesjustizminister Heiko Maas.

Quelle: BMJV, 08. Februar 2017

  

 

 


Wie im Taubenschlag … Kolumbarien – Grabstellen der Zukunft?

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton" # 9

Bild: Von Chlor at da.wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14638348

Kolumbarium: lateinisch columbarium „Taubenschlag“, zu columba „Taube“

„Aus der Antike in die Zukunft!“ - so könnte eine Geschichte über Kolumbarien beginnen. Denn was vermeintlich neu ist und noch viele Friedhofsbesucher erstaunt, hat bereits eine jahrhundertelange Geschichte hinter sich.

Die ersten Kolumbarien stammen aus der Neuzeit und befinden sich in und rund um Rom. Ursprünglich war diese Art der Bestattung für die zahlreichen Sklaven der vermögenden Leute gedacht, denn diese hatten auch die Bestattungspflicht für ihre Sklaven inne. Aber auch freie Bürger mit geringeren finanziellen Mitteln erwarben hier ihre letzte Ruhestätte.

Ende des 19. Jahrhunderts hielten Kolumbarien in Deutschland ihren Einzug. 1878 wurde in Gotha das erste deutsche Krematorium zur Feuerbestattung eröffnet. Dem Krematorium angeschlossen war eine große Halle, in der die Urnen der Verstorbenen beigesetzt wurden – ein Kolumbarium. Schon wenige Jahre später waren alle Plätze vergeben und es wurde ein eigenständiges Kolumbarium gebaut. Es folgten Kolumbarien in Wiesbaden, Leipzig und Berlin. Um günstige Bestattungsarten geht es nun schon lange nicht mehr, die Urnenbestattung ist Teil der Bestattungskultur mit Aufwärtstrend.

Nach der Akzeptanz der Feuerbestattung durch die katholische Kirche wird der Anteil der Feuerbestattungen immer größer. Die Gründe hierfür sind vielfältig und haben sehr oft nichts mehr damit zu tun, eine besonders günstige Bestattung zu haben. Heute gibt es Kolumbarien in ganz unterschiedlicher Art und Weise. Auf vielen Friedhöfen werden antike Grabanlagen in Kolumbarien umgewandelt, Kirchen und Kapellen werden umgewidmet und ebenfalls als moderner Urnenbestattungsort genutzt. Die architektonischen Lösungen sind oftmals sehr modern und dokumentieren den Wandel der Trauerkultur. 2004 eröffnete in Krefeld das erste Kolumbarium auf einem christlichen Friedhof, etliche folgten seither. Tendenz steigend.

Auch Urnenstelen gehören mittlerweile zum bekannten Bild des Friedhofs. Engagierte Friedhöfe inszenieren diese Orte der Erinnerung auf schöne Art und Weise und integrieren sie geschickt in die grünen Oasen der Städte.

 

 


Reformation gestern – heute – morgen: Martin Luther in 2017

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton" # 8

Bild: Lucas Cranach the Elder [Public domain, GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Die evangelische Kirche bereitet sich auf die Feierlichkeiten zu 500 Jahren Reformation vor.

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ So klingt einer der ersten Werbeslogans der Neuzeit: griffig, einprägsam, melodiös.

Wohl von Johann Tetzel, oder manche sagen auch von Martin Luther selbst, erfunden und damals in aller Munde – der Werbeslogan für den Ablassbrief, eine „Versicherungspolice für das Jenseits“. Ein gut gehendes Geschäftsmodell, zumindest bis zum 31.10.1517. An diesem Tag schlug Martin Luther, Augustiner-Mönch, Priester und Theologe, seine 95 Thesen gegen genau diese Verfahrensweise an die Tür der Wittenberger Schlosskirche und die Reformation nahm ihren Lauf.

500 Jahre später wird er groß gefeiert, der Reformator – mit all seinen guten Seiten, aber auch heute mit einem kritischen Blick vor allem auf seinen ausgeprägten Antijudaismus.

Überall gibt es spektakuläre Großereignisse und Events zu seinen Ehren und zur Feier der reformierten Kirche.

„Die Reformation trennt uns nicht mehr“, soll laut EKD-Ratsvorsitzendem Heinrich Bedford-Strohm* eine der Kernbotschaften der evangelischen Kirche sein. Das Jahr 2017 soll ökumenisch, als Christusfest gefeiert werden und nicht als evangelisches Ereignis. Auch Papst Franziskus äußert sich im ökumenischen Sinne: „Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurde“, sagte Papst Franziskus im südschwedischen Lund zu Beginn des Luther-Jahres am 31. Oktober 2016.*

Bis zum 31. Oktober 2017 erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland mit Hunderten von Veranstaltungen an den Thesenanschlag und die daraus resultierenden Reformen. „Play Luther“ – ein musikalisches Theaterstück über das Leben und Werk von Martin Luther, „Pop Oratorium-Luther“ – das Projekt der Tausend Stimmen sind in aller Munde. Aber auch kleine und besinnliche Veranstaltungen laden ein, sich mit Kirche, Glauben und Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Viele Infos zum Martin-Luther-Jahr gibt es unter: www.luther2017.de und auf den Webseiten oder Gemeindebriefen Ihrer Gemeinden.

*Quellen: Thüringer Allgemeine 10.05.2016; Zeit Online, 31.10.2016.

  

 


Sterbegeldversicherung versus Treuhand-Bestattungsvorsorgevertrag?

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton" # 7

Bild: Von Petar Miloševic - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52574050

Wenn das Lebensende nicht mehr meilenweit entfernt oder komplett außer Sichtweite ist, ist für viele die Zeit gekommen, über das Alter hinauszuschauen – was ist, wenn der Tod kommt?

Eine Bestattungsvorsorge ist die konsequente und verantwortungsvolle Fortführung der Sicherung des Alters. Die Kosten einer würdevollen Bestattung sind erheblich und müssen komplett aus eigener Tasche gezahlt werden. Wer nicht privat für seinen letzten Weg vorgesorgt hat, nimmt in Kauf, dass seine Familienangehörigen für sämtliche Kosten aufkommen müssen. Finanzielle Vorsorge ist deshalb unbedingt empfehlenswert.

Welche Möglichkeiten gibt es zur finanziellen Sicherung des letzten Weges?

Bestattungsvorsorge-Treuhandvertrag:

Als Kunde haben Sie hier gleich zwei Partner, den Bestatter als Ihren Berater und die Treuhand als Sicherer der eingezahlten Beträge.

Für die Vertragsinhalte der Vorsorge gibt es keine zwingenden Vorgaben, es geht darum, einen Kostenaufwand nach Ihren Wünschen zu ermitteln. Die finanzielle Absicherung erfolgt durch die zu Lebzeiten eingezahlte Summe (monatlich oder einmalig) auf das Treuhandkonto. Dieses Geld ist sowohl vor der Insolvenz des Bestatters als auch vor dem Zugriff der Sozialkassen geschützt – es kann nur zum Zwecke der Bestattung genutzt werden. Weder das Alter des Kunden noch sein Gesundheitszustand sind von Bedeutung.

Sterbegeldversicherung:

Hier ist der Partner eine Versicherung und die Art der Absicherung ist einer Kapital-Lebensversicherung ähnlich. Der Versicherungsnehmer zahlt einen berechneten monatlichen Betrag ein. Eintrittsalter und Gesundheitszustand spielen bei der Festlegung eine große Rolle. Im Todesfall wird an die benannten Hinterbliebenen eine Kapitalsumme ausgezahlt. Diese Summe muss nicht gleich der eingezahlten Summe sein, da die Versicherer oftmals einen Anteil der geleisteten Beträge als Risikoabsicherung einbehalten.

Eine inhaltliche Bestattungsvorsorge führen die Versicherer nicht durch, persönliche Bestattungswünsche sind nicht berücksichtigt oder festgehalten. Der Zugriff der Sozialkassen bei einer Privatinsolvenz ist nicht ausgeschlossen, es muss aber ein Schonvermögen verbleiben.

Für welche Variante sich Vorsorgende entscheiden, ist wohl eine Geschmacksfrage und vor allem eine Frage des Preis- Leistungs-Verhältnisses und der Sicherung desselben.

In jedem Fall sollte der Vorsorgende einen Bestatter zu Rate ziehen. Auch das Einholen und Vergleichen verschiedener Versicherungsangebote ist sinnvoll.

 

 


Trost(los) − Trauerhilfe für die dunkle Zeit.

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton" # 6

By Dietmar Rabich - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32016498

Spätestens im November ist es wieder so weit − die dunkle Jahreszeit beginnt. Für manche ist sie die gemütlichste und tröstlichste Zeit schlechthin, für andere wohl die einsamste und trostloseste.

Ermutigend / beruhigend / hoffnungsvoll: Synonyme für „tröstlich“.
Düster / hoffnungslos / betrüblich: Synonyme für „trostlos“.

Nur ein paar Worte, die verstehen lassen, in welchen emotionalen Lagen sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen befinden können. Für „Trost-(lose)“ Trauernde ist diese Zeit besonders schwer. Für trauernde Menschen, die nicht in einem funktionierenden Familienverbund leben, für Menschen, die nicht auf Freunde zählen können, für Menschen, die schlicht allein sind, ist die dunkle Jahreszeit sicher noch hoffnungsloser und es Bedarf des Trostes.

Viele Bestatter sehen schon lange diesen Bedarf menschlichen Zuspruchs und haben selbst eine Ausbildung als Trauerbegleiter absolviert oder arbeiten mit professionellen Trauerbegleitern zusammen. Trauercafés und Treffpunkte für trauernde Angehörige haben sich sowohl bei Bestattungshäusern als auch bei anderen Institutionen wie Kirchengemeinden, Hospizen und Krankenhäusern etabliert.

Denn was der Trauernde ganz sicher braucht, ist Trost. Um nicht trostlos zu bleiben, sondern hoffnungsvoll durch die dunkle Zeit zu kommen.

Informationen über Trauercafés oder Trauergruppen in Ihrer Nähe erhalten Sie in Ihren Gemeinden, im Internet und sicher auch bei Ihrem Bestatter.

 

 


Wenn Erbe Erben sucht!

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton" # 5

Bild: Von Berthold Werner - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21720656

 „3,1 Billionen Euro sind Schätzungen zufolge bis 2024 in Deutschland zu vererben. Doch nicht immer ist ein Erbe zu finden …“, so ein Artikel der WR am Samstag, den 10. September 2016.

Das ist einmal eine interessante Perspektive des Themas „Erben“, wird doch oft nur davon gesprochen, dass kein Erbe, nicht aber keine Erben vorhanden sind.

Was unternimmt also der Staat oder das Land, um rechtsstaatlich zu bleiben, wenn offensichtlich keine Angehörigen oder bestellte Erben vorhanden sind?

Nachlasspfleger werden von den Gerichten dazu bestellt, herrenloses Vermögen an die richtigen Adressaten zu überführen. Der Nachlasspfleger übernimmt anstelle der Erben die Kontrolle und Sicherung des Erbes und die daraus resultierenden Pflichten. Die Aufgabenbereiche der Pfleger sind vielfältig und reichen von der Organisation der Beerdigung über die Haushaltsauflösung bis hin zur Rechnungslegung gegenüber dem Nachlassgericht. Die Tätigkeit endet immer mit der vollständigen Abwicklung des Nachlasses oder mit dem Auffinden von tatsächlichen Erben.

In besonders kniffligen Fällen können die Nachlasspfleger ihre Fälle an Erbenermittler weitergeben. Diese beschäftigen sich in Deutschland seit mehr als 100 Jahren und seit 2010 in einem Verband organisiert mit der Suche nach Erben und mit der lückenlosen urkundlichen Dokumentation der Verwandtschaftsverhältnisse. „Manche Fälle sind so verzwickt, dass einen der sportliche Ehrgeiz packt, herauszufinden, wo die Gesuchten Spuren hinterlassen haben … Es ist eine mühevolle Kleinarbeit!“, so ein Erbenermittler aus Münster. Werden die Nachlasspfleger oder Ermittler nicht fündig, geht nach einer Karenzzeit von 30 Jahren das Erbe an das Land.

Was wird in Deutschland vererbt?*

In 2015 hinterließen die Verstorbenen in 72 % der Erbschaftsfälle Kapital. Vererbt werden in Deutschland vor allem Immobilien und Grundstücke, gefolgt von Möbeln und Schmuck. Der Anteil von zu erbenden Schulden liegt bei nur ca. 4 %.

Weitere Informationen gibt es unter: www.vdee-ev.de Verband Deutscher Erbenermittler.

(*Quelle WR Nr. 212 /RRG 1)

 


Friedhof Heute − Realität oder Vision?

Aus der Serie "Eine Art Feuilleton" # 4

 

Initiativen gibt es viele. Für alle nur denkbaren Themen: Verbraucherinitiativen, Betroffeneninitiativen, Studenteninitiativen … Meistens sind es betroffene Gruppen und Interessengemeinschaften, die diese ins Leben rufen und mehr oder weniger aktiv betreiben.

Friedhof Heute ist ebenso eine Initiative, aber eine besondere. Denn sie spricht nicht nur eine gewisse Gruppe Gleichgesinnter an, sondern uns alle. Das Leben und die Vergänglichkeit und somit der Tod machen uns quasi alle zu aktiven Mitgliedern.

Der Friedhof ist aus unserem Leben nicht wegzudenken, jedes Kind kennt ihn. Er gehört zu unserem selbstverständlichen Stadtbild wie eine Kirche, ein Rathaus oder eine Schule, fast jeder von uns hat ihn schon einmal besucht. Seit Jahrhunderten zeugt unsere Kultur davon, dass die Toten einen ehrenvollen und beständigen Platz in unserer lebendigen Mitte einnehmen. Gestern, heute und sicher auch noch morgen.

Der Friedhof erzählt täglich Geschichten kultureller Art − wie wurde vor 100 Jahren bestattet, welche Ehrenbürger gab es in der Stadt, wie pompös waren Grabsteine früher und welche Bestattungsart und Grabgestaltung ist heute zeitgemäß? Der Friedhof erzählt persönliche Geschichten von trauernden, von hoffnungslosen und hoffnungsvollen Menschen, von täglichen und gelegentlichen Besuchern, von Ruhesuchenden und von Aktiven, die durch die grüne Oase joggen. Bestatter, Pfarrer, Verwaltungsangestellte, Steinmetze, Floristen und Friedhofsgärtner finden hier ihre berufliche Perspektive − das alltägliche Leben findet auch auf dem Friedhof statt.

Friedhof Heute möchte dazu beitragen, diese wunderbaren Orte für die Toten und die Lebenden zu bewahren und sie als wertvolles kulturelles Erbe und als kulturelle Zukunft zu erhalten. Denn der Friedhof und wir sind es wert!

Viele interessante, praktische, alltägliche und skurrile Dinge rund um das Thema Friedhof erfahren Sie unter: http://www.friedhof-heute.de

Friedhof Heute − Gehört zum Leben!

Bild: ZwieRys at the Lithuanian language Wikipedia [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

  
 

Bild:Von I, Luca Galuzzi, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1810800


Was ist ein Friedhof?

Ein Ort der letzten Ruhe, ein Ort der Stille, ein Ort für die Toten?

Oder ein lebendiger Ort der Begegnung, eine gepflegte Parkanlage für den Spaziergang, ein Museum, ein Arbeitsplatz für Gärtner, eine Joggingstrecke oder eine Oase in der Großstadt!

Viele andere Titel könnte man sich noch für „den Friedhof“ einfallen lassen – allen gemein ist aber, dass er weit mehr ist als nur ein Ort für unsere Verstorbenen. Der Friedhof ist Treffpunkt für die Lebenden und, obwohl geschaffen für viele, für jeden Einzelnen ein ganz persönlicher Ort.

Seit Jahren bewirbt die Gesellschaft für Dauergrabpflege die Friedhöfe mit der Kampagne „Es lebe der Friedhof“ und trifft hiermit genau den Kern der Sache. Die Vision der Initiatoren: den Friedhof wieder mitten ins Leben, in unsere Kultur und unsere Gesellschaft zu integrieren. Der Friedhof, ein kreativer und inspirierender Ort. (*)

Friedhöfe verlangen keinen Eintritt für den Sonntagsspaziergang im gepflegten Grün, sie erzählen Stadtgeschichte, sind Tummelplatz für engagierte Kleingärtner, Trendspiegel für neue Blumengebinde und Gestecke und oft Ideengeber für die nächste Bepflanzung des eigenen Gartens.

Kommen Sie doch mal vorbei!

Bild: Jule Baumeister

(*) http://www.es-lebe-der-friedhof.de


Der Tod am Rande der Gesellschaft

Seit dem 21. Juli 1998 gibt es in Deutschland einen Gedenktag, von dem nur wenige, nur wirklich Betroffene wissen: den nationalen Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige. Ins Leben gerufen durch die Initiative verschiedener Organisationen und Verbände, die täglich mit Suchtkranken zu tun haben.

An dem kleinen Gedenkstein in der Dortmunder Innenstadt, nahe dem Stadtgarten, versammeln sich nur eine Handvoll Angehörige und Interessierte, die öffentlich ihrer verstorbenen Angehörigen oder Freunde gedenken. Eine Mahnwache soll es sein, still und ruhig. Und ein Ort zum Austausch, denn die Hinterbliebenen kämpfen oftmals seit Jahren um Akzeptanz und um Würde.

Akzeptanz und rechtliche Anerkennung für die Krankheit "Drogensucht" und Würde für die, die diese Krankheit nicht überwunden haben. Akzeptanz und Hilfe für ratlose und verzweifelte Angehörige und Würde im Umgang mit ihrer Trauer, Wut und Hilflosigkeit.

Der Gedenktag möchte das Bewusstsein der Bevölkerung für diese Krankheit schärfen, eine rechtliche Grundlage für die krankenkassenärztliche, medizinisch verantwortungsvolle Behandlung schaffen und somit die so oft entstehenden Konsequenzen dieser Krankheit, wie Beschaffungskriminalität und schwere Erkrankungen, minimieren, sie möglichst ausschließen.

Sicher tut es unserer Gesellschaft gut, an die Menschen am Rande zu denken, sie nicht kategorisch auszuschließen, sie nicht mit dem Lehrsatz "jeder ist seines Glückes Schmied" abzutun, sondern sie wahrzunehmen, ihnen einen Platz zu gewähren und Hilfe anzubieten − mitten in unserer Gesellschaft

Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Engagement gibt es unter:

  • NRW Gesundheitsministerium
  • Bundesverband JES
  • DAH Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
  • DSG Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin e.V.


 

  
 

© Tomas Castelazo, www.tomascastelazo.com / Wikimedia Commons, via Wikimedia Commons


„Die Schranke der Hölle“, ein Museumsbesuch der besonderen Art!

Barrière d´Enfer − so der Name des Haupteinganges der Katakomben von Paris. Eine Unterwelt, die ihresgleichen sucht.

Wir befinden uns Ende des 18. Jahrhunderts. Paris an der Seine wächst und wächst und zählt an die 500. 000 Bewohner. Die Metropole erbaut sich seit fast 2.000 Jahren aus sich selbst heraus. Steine, Gips und Ton für den Bau der Stadthäuser werden direkt unter der Metropole gewonnen. Ein riesiges Stollennetz entsteht − und ein statisches Problem. Ganze Häuserzüge stürzen ein und so veranlasst eine königliche Inspektion gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Schließung der Steinbrüche.

Parallel zur Stilllegung der Steinbrüche tauchte in Paris ein neues Problem auf. Viele Friedhöfe waren durch die hohe Sterblichkeit in dieser Zeit hoffnungslos überbelegt, es entstanden unhaltbare hygienische Zustände. Die Friedhöfe wurden geschlossen − und geräumt.

Ab 1785 wurden die exhumierten Gebeine in die Katakomben von Paris überführt. Die Totengräber stapelten nun in nahezu unvergleichlicher Weise Schädel und Knochen in einer bestimmten Anordnung aufeinander. Ein Massengrab von künstlerischer Ästhetik entstand aus Skeletten von über sechs Millionen Menschen.

Heute kann man dieses einzigartige Labyrinth in Teilen besuchen und sich eine Gänsehaut über den Rücken laufen lassen. Bei modriger Luft und konstanten 14 Grad Lufttemperatur sollte man sich „warm anziehen“, denn die Pariser Unterwelt ist nichts für Zartbesaitete.

Der Trakt „nebenan“ gehört übrigens der französischen Nationalbank, die dort angeblich ihren Goldschatz untergebracht hat.

Mehr Informationen bzgl. Führungen und Öffnungszeiten findet man im Netz unter dem Thema: Paris und seine Sehenswürdigkeiten bzw. unter dem Stichwort: Katakomben von Paris.

Bild links: Janericloebe (Eigenes Werk), via Wikimedia Commons Bild rechts: nicht bekannt, Abbildung im Museum Catacombes de Paris, via Wikimedia Commons


„Mein erstes Mal …!“

Irgendwann ist es so weit, ein Mensch aus unserem näheren Umfeld stirbt und wir nehmen teil. Aber wie geht das eigentlich − teilnehmen an einem Todesfall?

Der langjährige nette Nachbar ist verstorben und wir erfahren davon. Von der Nachbarin, über einen Trauerbrief oder aus der Zeitung. Und wir wissen, da gibt es die Tochter des Verstorbenen, die regelmäßig zu Besuch kam. Gerne wollen wir uns mitteilen, unser Beileid aussprechen und vielleicht sogar etwas Trost spenden. Aber was ist passend, was angebracht und was gewünscht?

Eine Kondolenz schriftlich oder auch mündlich auszudrücken, ist nicht ganz einfach. Dennoch sollten wir nicht darauf verzichten, denn Worte helfen den Hinterbliebenen und Trauernden und auch letztlich uns selbst.

Ein paar Tipps:

  • Sprechen Sie die Hinterbliebenen direkt an: „Liebe Frau/Herr oder Familie Müller“
  • Formulieren Sie Ihre Betroffenheit: „Mit großem Bedauern hören wir …“, „Berührt möchten wir unser Beileid aussprechen.“, „Mein Mitgefühl gehört Ihnen.“
  • Senden Sie einen Gruß und Wunsch: „Wir wünschen Ihnen viel Kraft/Mut/Zuversicht.“
  • Wählen Sie eine Karte mit einem tröstlichen Motiv und einem Spruch oder Zitat, das Sie persönlich schön und passend finden.
  • Unterschreiben Sie handschriftlich.
  • Schreiben Sie keine E-Mail, SMS oder WhatsApp.

Der Besuch der Trauerfeier ist abhängig von den Wünschen der Angehörigen. Steht in der Traueranzeige „Beisetzung im engsten Familienkreis“, ist kein Besuch erwünscht. Ist die Formulierung offen: „Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 27.05.2016 um 10 Uhr, auf dem Hauptfriedhof statt“, ist es einem selbst überlassen, teilzunehmen, aber man ist willkommen. Gleiches gilt für den persönlich erhaltenen Trauerbrief. Für die Teilnahme an einer Beerdigung gibt es heute keine starren Regeln mehr, denn der Grund der Zusammenkunft gibt ohnehin den Ton an. Seien Sie einfach pünktlich und kleiden Sie sich für sich passend. Ein kleiner Blumengruß zum Abschied ist nie verkehrt und kann am offenen Grab niedergelegt werden. Ein Händedruck und ein „herzliches Beileid“ trösten die Hinterbliebenen.

Ein Todesfall ist vor allem traurig und nie alltäglich, aber er gehört zum Leben!

 

von Mikel Ortega from Errenteria, Basque Country, Spain, with a retouche by Richard Bartz. See the original file here. [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons


Fragen Sie Ihren Bestatter. Lektionen aus dem Krematorium.

So lautet der Titel eines jüngst erschienenen Buches − eine Art Arbeitsplatzbeschreibung einer amerikanischen Bestatterin aus Los Angeles.

Unter der Rubrik „Zeitgeist“ und der Überschrift „Todesmutig“ konnte man im Spiegel, Ausgabe 3 vom 16.01.2016, von der Ankündigung der deutschen Ausgabe lesen. „Es ist ein makabres wie komisches Plädoyer für einen unbefangenen Umgang mit dem Tod, vor allem aber mit den Toten“, so der Spiegel.

Diese Ankündigung hört sich interessant an und lässt darauf hoffen, dass eine recht junge Autorin (Geburtsjahr 1986) einen klaren Blick auf das Thema wirft und in ansprechender, aktueller und unterhaltsamer Art und Weise unseren oftmals verklemmten Umgang mit dem Tod neu beleuchtet. Ja − vielleicht sogar einen Imagewandel in Sachen „Umgang mit dem Tod“ anstrebt.

Also: Leseprobe downloaden. Hinsetzen und sich freuen.
Allein die ersten Sätze unter „Mehr zum Buch“ lassen Unschönes erahnen. „Wie befördert man übergewichtige Tote aus dem obersten Stockwerk auf die Straße? … Und wie bekommt man Knochen in die Urne?“ Nun gut, die Neugier siegt und das erste Kapitel wird gelesen.

Spätestens bei „Oh Gott, heilige Scheiße, was ist denn das …?“ ist Schluss, die darauf folgende Beschreibung einer Leiche im fortgeschrittenen Verwesungsstadium ist schlicht zu viel des Guten.

Schade − denn es wäre mal wirklich an der Zeit gewesen für eine unterhaltsame Lektüre, die tatsächlich daran interessiert ist, das Thema Tod aus seiner Tabuecke der Gesellschaft zu holen. Aber dies doch bitte immer mit Respekt und Würde! Vor den Verstorbenen und den Angehörigen!

Infos zum Buch: Caitlin Doughty, Fragen Sie Ihren Bestatter. Lektionen aus dem Krematorium, Verlag C.H. Beck

I, MarcusObal [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons


Leichenschau in Deutschland − ein interessanter Fall.

Westfälische Rundschau, Samstag, 06. Februar 2016: „Leichenschau bereitet große Probleme. Pfusch bei der Begutachtung von Toten kommt häufig vor. Kripo-Beamte fordern einen Profi-Leichenbeschauer. Gerichtsmediziner für bessere Ausbildung.“

So der Titel des großen Berichts „Thema des Tages“ der Tageszeitung WR. In Brandenburg hatte eine Notärztin den Leichnam eines 51-Jährigen untersucht und eine natürliche Todesursache bescheinigt. Übersehen hatte die Ärztin drei Stichwunden. Vermutlich waren sie dem Bestatter bei der hygienischen Versorgung des Verstorbenen aufgefallen.

Eine unangenehme Überraschung, die den Bestatter erstaunte und die Hinterbliebenen − so sie denn ahnungslos waren − sicher schockierte. Die Beisetzung erfolgte nicht wie geplant, die Kripo musste eingeschaltet werden, der Leichnam wurde beschlagnahmt, die Trauernden mussten schlicht warten − oder bangen.

Das deutsche Bestattungsgesetz schreibt Hausärzten, Ärzten in Kliniken und eingeschränkt auch Notärzten eine genaue Vorgehensweise der Leichenschau vor. So ist die Leichenschau zum einen unverzüglich festzustellen und zum anderen muss der Verstorbene dabei entkleidet sein. Nur so ist eine umfassende Beschauung überhaupt machbar. Die Kürze der Zeit und in vielen Fällen auch ein Schamgefühl hindern Ärzte in der Realität aber oft genau daran − eine Leichenbeschauung findet oberflächlich statt, evtl. unnatürliche Todesursachen werden übersehen.

Die Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM) schätzt die Fehlerquote bei der Leichenschau auf über 40 % und fordert eine besondere Qualifizierung und die kontinuierliche Weiterbildung der Ärzte. Denn die Todesbescheinigung dient nicht nur der Feststellung des Todes, sie darf auch für die Todesursachenstatistik, für Zwecke eines epidemiologischen Krebsregisters sowie für die Durchführung von wissenschaftlich-medizinischen Forschungsvorhaben von öffentlichen Einrichtungen mit der Aufgabe unabhängiger wissenschaftlicher Forschung verwendet werden. Sie ist also von öffentlichem Interesse.

Vielleicht erschließt sich hier aus der Debatte ja ein ganz neues Berufsbild für Ärzte und Pathologen − professioneller Leichenbeschauer.

Quellen: WR Tagesthema 06.02.2016, deutsches Bestattungsgesetz §22 f. 

Bild: H.p.frei Wikimedia Commons_Piktogramm_Arzt - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0


Design - bis zum Schluss

Eine Urne ist lange nicht mehr nur eine Urne. Es gibt sie in vielfältigen Materialien, in allen denkbaren Farben, mit und ohne klassische Ewigkeits-Motive und auch mit dem „Goldrand“. Die HSV-Urne und die Colanie-Urne sind prominente Vertreter der Urnenkollektionen der letzten Jahre. Manch eine Urne steht sogar als Ausstellungsstück in einem Museum.

Die Anzahl der Kremierungen pro Jahr und somit die Bestattung in einer Urne, hat die klassische Erdbestattung nicht nur in urbanen Regionen fast überholt, sie ist einfach eine moderne Bestattungsart, die viele Möglichkeiten offen hält.

„Brauchbares Alltagsdesign entwickeln“ ist eines der Zauberwörter der Industriedesigner. Einem notwendigen Gebrauchsgegenstand mit geringer Attraktivität - wer schmückt sich schon gerne mit einer Urne - ein zeitgemäßes, innovatives und trotzdem passendes Outfit zu verpassen, ist eine spannende Aufgabe.

Für das jüngste Beispiel einer sehr individuellen Urne, hat die klassische gusseiserne, achteckige Mokka-Kanne von Alfonso Bialetti (*1888 - +1970) Pate gestanden. Sein Sohn Renato Bialetti, Chef des italienischen Kaffeemaschinenimperiums, verstarb Mitte Februar diesen Jahres. Seine Asche wurde in einer Urne beigesetzt, die in Form und Farbe eben genau dieser berühmten Kaffeekanne entspricht.

Design gibt es eben doch für jeden Anlass!

Bild: Wikimedia - Takeaway - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0


Organspende

Der Hirntod ist aus medizinischer und rechtlicher Sicht dem Tod des Menschen gleichgesetzt. Also sind wir tot, wenn es unser Gehirn ist. Oder doch erst, wenn unser Herz nicht mehr schlägt?

Organspende ist spätestens seit 1968 ein immer aktuelles Thema. Damals definierten Wissenschaftler den bislang gültigen Zeitpunkt des anerkannten Todes neu. Seither wird der Tod auch dadurch definiert, dass eines unserer Zentralorgane außer Funktion ist − unser Gehirn. Der Hirntod ist gleichgesetzt mit den bislang geltenden Todesanzeichen wie Herzstillstand und Organversagen. Seit 1997 ist diese Definition auch per Transplantationsgesetz juristisch festgelegt.

Wie funktioniert eigentlich die Feststellung des Hirntodes?
Der Hirntod tritt ein, wenn die Gesamtfunktion des Gehirns − Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm − unwiederbringlich erloschen ist. Dies wird mit Hilfe unterschiedlicher Methoden ermittelt. Ein EEG zeichnet die Hirntätigkeit auf, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand und fehlende Reflexe sowie Lichtstarre und Reaktionslosigkeit bei Schmerzfunktionstests geben Aufschluss über den Zustand des Patienten. Alle Tests müssen bei Erwachsenen nach mindestens 12 Stunden von einem anderen Arzt wiederholt werden. Erst im Falle einer absoluten Übereinstimmung und Feststellung des Hirntodes gemäß den Regeln zur Feststellung des Todes* wird der Hirntod und somit die Voraussetzung für eine Organspende erklärt.

Wie wird man Organspender?
Jeder, der sich mit diesem Thema beschäftigt, hat die Möglichkeit, sich formlos einen Organspendeausweis auszustellen, z.B. ist dies unter www.organspende-info.de möglich. Der Ausweis muss nicht rechtlich oder medizinisch bestätigt werden und wird auch nicht registriert. Somit hat es jeder Mensch zu Lebzeiten selbst in der Hand, bewusst Spender zu sein. Wird der Ausweis vernichtet, erlischt auch die Wirksamkeit. Gibt es diesen Ausweis nicht, werden im Fall eines Hirntodes die nächsten Angehörigen zu diesem Thema befragt. Eine schwere und schnell zu treffende Entscheidung für die Hinterbliebenen.

Organspende ist zwischen den Naturwissenschaftlern und den Ethik-Kommissionen ein schwer umstrittenes Thema. Pro und Contra sind nicht eindeutig und verlässlich. Gerade deswegen sollte sich jeder ein persönliches Bild davon machen, mit seinen Angehörigen diskutieren und selbst entscheiden.

Informationen zu dem Thema finden Sie unter:
www.bmg.de
www.bundesaerztekammer.de
www.organspende-info.de

*(Richtlinie der Bundesärztekammer, § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 TPG für die Regeln zur Feststellung des Todes nach § 3 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 TPG und die Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach § 3 Abs. 2 Nr. 2 TPG)

Bild: Wikimedia - Rostocker - CC by 3.0


„Das Leben ist schön! Auch wenn es vergeht.“

So ein der Songtitel der Sängerin Sarah Connor. Jüngst gesungen in memoriam für die Menschen, die in 2015 verstorben sind. Vor allem für die bekannten Menschen des öffentlichen Lebens, wie Helmut Schmidt, Hellmuth Karasek, Elisabeth Wiedemann, Henning Mankell, Omar Sharif und viele mehr.

All diese prominenten Menschen sind ihren letzten Weg gegangen. Sind versorgt und verabschiedet worden. Bestatter haben auch hier, wie in so vielen nicht prominenten Fällen, ihren Dienst getan. Sicher sehr genau, sehr bemüht und mit großer Empathie. Manchmal auch mit vorgegebenem Drehbuch. Denn Bestatter sind so, zumindest die guten. Bestatter wissen, was der letzte Weg für den Verstorbenen und vor allem für die Hinterbliebenen bedeutet.

Erinnerung!

Erinnerung für die Zukunft. Für die, die noch ein Stück weitergehen, manchmal ohne Begleitung.

Denn besonders für diese Menschen ist der Satz „Das Leben ist schön!“ eine wirklich wichtige Botschaft!

Wir wünschen einen guten Auftakt ins Jahr 2016.

Bild: Wikimedia - Frebeck - CC by SA 3.0


Was ist eigentlich TRAUER?

Laut knapper Definition nach DUDEN ist Trauer a) ein (tiefer) seelischer Schmerz über einen Verlust oder ein Unglück ‒und b) die (offizielle) Zeit des Trauerns nach einem Todesfall.

Wikipedia meint immerhin schon: „Der Begriff Trauer bezeichnet die durch ein betrübendes Ereignis verursachte Gemütsstimmung und deren Kundgebung nach außen, etwa durch den Verlust nahestehender oder verehrter Personen oder Tiere, durch die Erinnerung an solche Verluste oder auch zu erwartende Verluste. Das Trauern kann auf Grund der zuvor genannten Ursachen auch ein Überwinden von Leid und Schmerz bedeuten.“

Aber Trauer ist vielschichtiger. Immer ganz persönlich und immer anders. Ein Feuerwerk aus spontan nicht lenkbaren Gefühlen, die je nach Verfassung und Persönlichkeit des Trauernden ganz unterschiedliche Formen annehmen können.

Trauer äußert sich vielseitig. Körperlich wahrnehmbare Gefühle und Zustände, wie Magenschmerzen, Übelkeit und Kreislaufschwäche, sind Ausdruck von Trauer. „Nein ‒ das kann nicht sein. Es ist bloß ein Albtraum ...“, so schildern Eltern, die ein Kind verloren haben, ihre Wahrnehmung, der Tod wird verneint. Parallel dazu verspüren sie oft körperliche Schmerzen.

Zorn und unbändige Wut über den nicht rückgängig zu machenden Tod einer sehr nahestehenden Person ist Ausdruck von Trauer. Wir suchen instinktiv Dinge oder sogar auch Personen, die wir zur Verantwortung ziehen können. Gedanken wie: „Warum hat es nicht jemand anderen getroffen? Hätte er oder sie es verhindern können?“ sind Ausdruck von Trauer und Verzweiflung.

Langsam beginnende Einsicht und das Erkennen des „Nicht ändern Könnens“ ist Ausdruck von Trauer. Die Suche nach dem Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen beginnt. Zaghaft, zögerlich und noch nicht gewollt.

Irgendwann holt uns die Realität ein, das Verdrängen funktioniert nicht mehr. Oft stellen sich Mutlosigkeit und ein Unvermögen, das eigene Leben wieder aufzunehmen, ein. Depression ist Ausdruck von Trauer.

Überwinden wir diese Depression, gelangen wir an einen Punkt, an dem die Bereitschaft wieder da ist, ein neues Kapitel im Leben zu beginnen. Neues zu erfahren und Altes in schöner Erinnerung zu bewahren.

Wann dieser Punkt der Akzeptanz einsetzt, wie lange die unterschiedlichen Trauerprozesse dauern und wie intensiv sie sind ‒ all das ist abhängig von der Persönlichkeit eines jeden. Haben wir Menschen an unserer Seite, die uns geduldig unterstützen, haben wir eine gute Chance, den Trauerprozess zu durchleben. Jeder in seinem eigenen Tempo. Denn was Trauer immer braucht, ist Zeit!

Für Menschen, die alleine sind, gibt es heute eine vielfältige und professionelle Trauerbegleitung etwa von ausgebildeten Bestattern und Psychologen. Auch hier sind Zeit und Geduld die ausschlaggebenden Faktoren für die Trauerbewältigung.

Bild: Flickr - Pank Seelen - CC by SA 2.0


Wenn der Tod da ist, kommt die Trauer!

Denn sie ist die Konsequenz aus Liebe, Verbundenheit und gemeinsamer Vergangenheit.

Solche Worte liest man eher selten. Genau wie man selten etwas über den Tod, die Trauer, die Zeit danach, Tränen, Wut und Depression liest ‒ es sei denn in der Fachliteratur oder in der Sonderausgabe der Zeitung an Fronleichnam. In der alltäglichen Kommunikation tauchen diese Themen selten auf.

Tod und Trauer haben in unserer Kultur ihren festen und vor allem sichtbaren Platz verloren. Der schwarze Knopf am Revers eines Witwers, die schwarze Kleidung der Witwe für mindestens ein Jahr sind passé. Uns eher unangenehm berührende Szenarien wie lautes Klagen und Weinen oder auch fröhliches Abschiednehmen anderer Kulturkreise stehen ganz im Gegensatz zu unserem Umgang mit dem Tod, dem Abschied und der bleibenden Trauer. Trauer ist bei uns vor allem Privatsache!

Aber Trauer ist auch fast immer ein Zustand, den mehrere Personen gleichzeitig erleben, denn der verstorbene Ehemann war auch Bruder, Vater, Freund, Nachbar oder Vereinsmitglied. Er hinterlässt ein soziales Netz von Trauernden. Hier können wir uns ausdrücken und austauschen. Denn es tut gut zu erfahren, dass man nicht allein ist. Die gemeinsame Erfahrung hilft, sich auf ein Leben danach einzustellen. Den Verlust in seine Lebensgeschichte einzubauen und dem Verstorbenen weiterhin einen Platz zu geben. In heutigen Zeiten haben auch alleinstehende und zurückgezogen lebende Menschen ein Trauernetz, wenn sie es benötigen. Der Bestatter ‒ oft auch Trauerbegleiter und eine Art Seelsorger ‒und andere professionelle Einrichtungen ersetzen hier so gut es geht das familiäre Umfeld.

Was dennoch bleibt: Trauer ist ein sehr unangenehmes, schmerzhaftes Gefühl, das selten ganz verschwindet. Aber ohne dieses Gefühl könnten Menschen keine Beziehungen eingehen ‒ und alles wäre gleich! Oder: Wer A sagt, muss auch B sagen.

Bild: Wikimedia - „Cezanne ‒ Der Schmerz“ von Paul Cézanne ‒ repro from art book - gemeinfrei


Vollmachten und Verfügungen

Die Zukunft zu planen und zu sichern macht Sinn – nicht nur und erst im hohen Alter, so „kurz vor knapp“, sondern vielmehr dann, wenn man mitten im Leben steht. Denn was passiert, wenn der 45 jährige Familienvater bei einem Autounfall schwer verletzt wird, im Koma liegt und keinerlei Wünsche formulieren kann? Was passiert, wenn die 60-jährige Tante einen Schlaganfall erleidet und sich nicht mehr regen und äußern kann? Wissen wir als Angehörige, was sich der Patient gewünscht hätte? Versorgung zu Hause oder im Pflegeheim? Lebenserhaltende Maßnahmen, ja oder nein? Im äußersten Fall Erd- oder Feuerbestattung? Wer kümmert sich um alles, wer trifft Entscheidungen? Wer darf überhaupt Entscheidungen treffen?

Vollmachten und Verfügungen helfen, wenn man selber nicht mehr handeln kann. Sie helfen dabei, die eigenen Wünsche durchzusetzen. Sie helfen aber auch den Angehörigen dabei, zu erkennen, was für die betroffene Person infrage kommt. Denn diese Entscheidungen zu treffen, ist oftmals ein sehr schwieriger Prozess.

Was man wissen muss über Vorsorge für Alter, Krankheit und Unfall:

Die Vorsorgevollmacht. Mit dieser Vollmacht kann bestimmt werden, wer überhaupt Entscheidungen treffen darf. Ist dies nicht schriftlich festgelegt, übernimmt der Staat von Amts wegen die rechtliche Vertretung und bestimmt einen Betreuer. Ehepartner, Kinder und weitere nahe Verwandte sind in dieser Hinsicht anderen Personen rechtlich gleichgestellt, sind also nicht automatisch Vertreter oder Betreuer. Die Vollmacht berechtigt die dort festgelegte Person, in fast allen Rechtsbereichen zu handeln.

Die Betreuungsverfügung. Mit dieser Verfügung wird eine gewünschte Person zum rechtlichen Betreuer bestimmt. Sie wird dann vom Gericht offiziell eingesetzt, ist aber nicht mit Vollmachten ausgestattet , sondern abhängig und kontrolliert vom Gericht.

Die Patientenverfügung. Mit ihr trifft man Entscheidungen der medizinischen Versorgung für den Fall, dass man später nicht mehr in der Lage dazu ist. Vor allem die Frage nach lebensverlängernden Maßnahmen bei unheilbaren Krankheiten wird hier im Voraus beantwortet. Diese Verfügung richtet sich nicht nur an die Angehörigen, sondern eben auch an Ärzte und Pfleger, die rechtlich dazu verpflichtete sind, den Patientenwillen – wenn bekannt – durchzusetzen.

Die Bestattungsvorsorgevollmacht. Sie legt fest, welche Bestattungsart im Falle des Todes gewünscht wird. Für den Fall einer Feuerbestattung ist eine schriftliche Willenserklärung nötig. Auch können in der Vollmacht alle Details der Bestattung, wie z. B. die Ausstattung der Abschiedsfeier und natürlich auch der Bestattungsort, bestimmt werden.

Für alle Verfügungen und Vollmachten gilt die schriftliche Form, idealerweise mit notarieller oder rechtsanwaltlicher Bestätigung. Die Vollmachten sollten eindeutig sein und möglichst keinen Entscheidungsspielraum geben.

Konkrete Hilfe zu allen Verfügungen bieten Ärzte, Krankenkassen, Notare und natürlich auch Bestattungsunternehmen an – kostenlos!

Informieren Sie sich, damit nicht andere über Sie entscheiden.

Bild: Flickr - Karen - cc by 2.0


„Vorsorge treffen“ – ein Schlagwort.

Aber ein wichtiges! Denn wer kennt nicht den eigenen Gedanken: „Wenn es dann so weit ist, ist alles klar, dann entscheide ich so und nicht anders.“ Ist es aber dann wirklich so weit, sieht es meistens ganz anders aus. Das Gefühl überlagert die vorher so klaren und pragmatischen Gedanken und vermeintlichen Entscheidungen. Auf einmal scheint fraglich, was vorher ganz sicher war.

Hierfür Vorsorge zu treffen, den eigenen Willen und Wunsch kundzutun und den Hinterbliebenen somit Hilfestellung zu bieten, macht Sinn, denn oft stehen die Angehörigen vor der schwierigen Frage: „Was hätte sich meine Mutter oder mein Vater gewünscht? Welche Bestattungsart ist passend und wo soll die letzte Adresse sein?“

„Vorsorge treffen“ ist in unterschiedlichem Umfang möglich, beginnend mit einem informativen Gespräch mit einem Bestatter und dem damit offenen Umgang innerhalb der Familie. Vielleicht reicht schon eine deutliche Willenserklärung aus, den letzten Wunsch erfüllt zu wissen. Vielleicht ist aber auch ein Bestattungsvorsorgevertrag sinnvoll, denn er regelt und legt detailliert die letzten Wünsche fest und ist nicht zuletzt durch die finanzielle Vorabregelung bindend. Nach der Bestattung steht auf Platz zwei der offenen Fragen oft die Sorge um die Pflege des Grabes: „Kann und will ich das leisten, wie viel Arbeit kommt auf mich zu, was ist, wenn ich es nicht regelmäßig auf den Friedhof schaffe?“ Auch hierfür kann Vorsorge getroffen werden.

Fragen Sie uns doch einmal als Bestatter Ihrer Wahl, wie vielfältig und individuell das Thema Bestattungsvorsorge wirklich ist. Was passt zu Ihnen und Ihrer Familie? Vielleicht führen Sie die Vorsorgegespräche gemeinsam?

Sicher ist: „Vorsorge treffen“ beruhigt und bringt Klarheit in guten Zeiten.

Bild: Wikimedia - el Grafo - cc by sa 3.0


Sterben in Würde - eine Debatte

Seit Wochen beschäftigen sich die Tageszeitungen, die Fernsehsender, das Internet und die Radiosender mit dem Umgang mit Sterbenden.

Viele Bürger und Betroffene melden sich zu Wort und so erfährt man, wie vielschichtig, persönlich und subjektiv dieses sensible Thema ist. Wie soll hier ein Konsens geschaffen werden? Geht das bei so einem Thema überhaupt?

Wer darf und kann entscheiden, was ethisch-moralisch richtig ist und was nicht? Gibt es eine Instanz in unserem Gesellschaftssystem, die dies entscheiden darf? Können wir Menschen mit all unseren Emotionen das überhaupt? Hörbar melden sich in den letzten Wochen Christen, Atheisten, Senioren, Geschäftsleute, Akademiker, Arbeiter, Mütter, Väter, Kinder, Kranke, Gesunde oder Sterbende zu Wort und sind in ihren Aussagen doch nie objektiv konkret. Zu sehr spielt die innere Betroffenheit eine aktuelle Rolle und lässt unterschiedliche Positionen parallel zu.

Dies ist ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass es hier um ein schwerwiegendes Thema geht – um den Menschen mit all seinen Lebensinhalten, vom Anfang bis zum Ende.

Dies ist ein gutes Zeichen, denn es zeigt auch, dass das Thema Sterben und Tod noch nicht in Pragmatismus, Egalität und Anonymität untergegangen ist.

Dies ist ein gutes Zeichen, denn es bewegt die Menschen und erinnert an eine Verantwortung, die wir füreinander haben – von Mensch zu Mensch.

Bild: "Denken ist Handeln" - Andreas Bogdain (Foto: Ralf Roletschek - GNU)


Trauerhilfe heute - ganz natürlich oder lukrativ?

Diplom-Psychologen sind es, Sozial- und Heilpädagogen auch - und auch allerlei Lebenskünstler: professionelle Trauerhelfer, die ihre Dienstleistung zu einem Stundenhonorar feinfühlig und emphatisch zur Verfügung stellen.

Der Trauernde muss nur einen gängigen Internetzugang haben und ihm erschließt sich ein schier unendliches Angebot. Da ist sicher für jeden "Trauergeschmack" etwas dabei. Seminare über Seminare kann man hier bei professionellen Trauerhelfern belegen, meist mit Titeln wie: Der Weg durch die Trauer, oder ähnlich. Diverse Verlage bieten Literatur zu wirklich jedem denkbaren Fall und jeder denkbaren Situtation an: Wie trauern Kinder, wie trauere ich um mein Kind, auf einmal Witwe, der Trauerweg, zurück in das Leben, und und und. So individuell der potenzielle Leser, so individuell das Literaturangebot. Ähnliches bietet der Reisemarkt an. Große Reiseveranstalter, die einem sonst eher "14 Tage all-inklusive" mit viel Sonne anbieten, halten eben auch für den Fall des nicht so fröhlichen Anlasses Angebote bereit, die "Reise ins Leben" oder "Wendepunkte" betiteln Trauerreisen, oft in Begleitung eben der professionellen Trauerhelfer. Trauernde können also ganz anonym und ohne ein Wort zu sprechen ein ganzes Paket an individueller Unterstützung kaufen. Das ist gut für diejenigen, die nicht sprechen möchten, die nicht wissen, mit wem sie sprechen sollen, die in ihrer Nähe keine Emphatie und keine menschliche Zuwendung erfahren.

Bild: © Eramus A. Baumeiste

Für alle aber steht der Bestatter als Trauerhelfer schlechthin vom ersten Moment an zur Verfügung. Wer, wenn nicht dieser, hat sich dem Thema Tod und Trauer verschrieben? Wer, wenn nicht dieser hat den größten Erfahrungsschatz mit ganz unterschiedlichen Menschen und deren Trauer? Wer, wenn nicht dieser, kann dem Trauernden mit großer Empathie zur Seite stehen? Und von wem, wenn nicht vom Bestatter, kann man sich Rat zur weiteren Bewältigung der Trauer einholen, wer kennt die hilfreichste Literatur, wer seriöse, professionelle Trauerhelfer?

Und das alles ganz im Vertrauen, ganz persönlich und ganz natürlich! 




Die Individualisierung des Lebens - bis zum Ende

Unsere Gesellschaft entwickelt sich – permanent, von Generation zu Generation und vielfältig auch dazwischen. Was heute Standard ist, ist morgen Schnee von gestern. Wer morgen ein Trendsetter ist, ist übermorgen ein Klassiker. Wer gestern introvertiert, unangepasst und unsolidarisch war, ist heute ein Individualist. Unser ganzes Leben hat sich in den letzten 20 Jahren vervielfältigt, alles ist greifbar nah und möglich geworden, die Welt ist geschrumpft. Also warum nicht aus der Normalbiografie eine Wahlbiografie machen, warum nicht extrovertiert und individuell sein – bis zum Ende?

Trotz Friedhofzwang in Deutschland sind die traditionellen Bestattungsrituale nicht mehr selbstverständlich. Das übliche, lange ausgesuchte Reihengrab auf dem Friedhof in der Gemeinde oder im Stadtteil ist passé. Die Friedhofsverwaltungen ächzen aufgrund von Unterbelegung. Die Geschäftsidee des FriedWaldes, der naturnahen, außergewöhnlichen und aufregenden Bestattung, erlebt seit Jahren eine wundersame Expansion. Kolumbarien auf dem Friedhof und mittlerweile auch privat bei Bestattungsunternehmen lehnen sich an antike Traditionen an und kommen architektonisch spannend daher, Themenfelder auf Friedhöfen sind nicht mehr die Ausnahme. Die Liste der Bestattungsmöglichkeiten verlängert sich kontinuierlich: Flussbestattung, Felsbestattung, Almwiesenbestattung, Luftbestattung, Diamantbestattung, Raketenbestattung und, und, und. Nicht alles ist in Deutschland möglich, aber vieles im nahen Ausland.

Bild: © Alexander Führer

Bislang ist es noch ein kleiner Kreis, der diesen letzten Weg auf sich nimmt, aber eines ist gewiss: Der Trend fort von klassischen Gräbern hin zu individuellen letzten Orten nimmt zu, auf dem Friedhof und vielerorts. So kann man auch im Tod ganz individuell ruhen oder auf Reisen gehen.


WWW - oder der digitale Nachlass

Leider erben wir nicht immer interessante, schöne oder wertvolle Dinge – nein, nicht immer geht es um schnelle Autos, teure Immobilien und viel Geld. Auch lästige Hinterlassenschaften sind an der Tagesordnung ‒ und eben auch solche, mit denen man sich gar nicht auskennt. Unsere Web-Identität gehört wohl dazu. Jeder, der Onlinebanking betreibt, bei einem der vielen Onlinehändler einkauft, E-Mails verschickt, an Onlinepreisausschreiben teilnimmt, online die Tageszeitung bezieht oder je etwas gegoogelt hat, ist Teil des WWW – auf ewig!?

 

Mehr als drei Viertel der Menschen in Deutschland sind im Internet unterwegs, Tendenz täglich steigend. Die Silver-Surfer, Best-Ager oder die 50+-Generation ist der boomende Markt, auch im Netz. Altersgerechte Social-Media-Seiten, Senioren-Onlineshops und nicht zuletzt die Onlinebestattung schießen wie Unkraut aus dem Boden – und werden genutzt. Aber was tun, wenn die reale Identität endet? Nach mir die Sintflut? Augen zu und durch? Oder sollte man vorsorglich jemanden beauftragen, bei Facebook die Erinnerungsseite zu aktivieren – die Pinnwand wird dann zum Kondolenzbuch … wie praktisch. Dank der allgemeinen unternehmerischen Geschäftstüchtigkeit kann man sich mittlerweile als Hinterbliebener professionell helfen lassen. Anbieter wie www.semno.de oder www.digitaler-nachlass.de bieten Erben Hilfe bei der Sichtung und Erledigung des ungewöhnlichen Erbes an.