Viktor Steffens

01.03.1933 in Oberzier
27.12.2019 in Bedburg

Lebensgeschichte

 

Viktor Steffens wurde am 01. März 1933 als zweiter Sohn von vier Söhnen von Kaspar Steffens (Oberlehrer) und Wilhelmine Steffens geb. Reuter (Lehrerin an der Mädchenschule) in Oberzier (bei Düren) geboren. Sein Vater fiel im 2. Weltkrieg und so musste seine Mutter sich und ihre vier Söhne allein durchbringen. Niederzier wurde seine neue Heimat. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen, Catharina Werres, einem Mädchen aus dem niederländischen Ort Spekholzerheide/Kerkrade-West, nahe der deutschen Grenze bei Aachen.  

Nach seinem Abitur zog es ihn erstmal zum Bayrischen Rundfunk nach München, wo er als Kameramann ausgebildet werden wollte. Als die Fachschule dort 1958 jedoch schloss, ging er wieder in seine alte Heimat Niederzier zurück. Hier war er in dieser Zeit als freier Mitarbeiter beim WDR, in einem Filmkopierwerk und einem Photolabor tätig, ehe er sich doch entschloss, 1960 ein Lehramtsstudium zu beginnen und so in die beruflichen Fußstapfen seiner Eltern und seines Großvaters zu treten. Es erwies sich für ihn als eine weise Entscheidung. Nach schon vier Semestern legte er 1962 das erste Staatsexamen ab und trat seine erste Stelle als Lehrer in Ausbildung (heute Referendariat) an der Kath. Volksschule Bedburg an. Nachdem er 1964 zum Lehrer ernannt wurde legte er 1965 das zweite Staatsexamen ab. Wurde an dieser Schule schon 1967 zum Konrektor ernannt und 1970 Schulleiter an der nun zur Gemeinschaftshauptschule (GHS) Bedburg umbenannten Schule. Zu diesem Zeitpunkt war er mit gerade mal 37 Jahren der jüngste Schulleiter (Rektor) im damaligen Kreis Bergheim.

Durch seine erste Ausbildung in der Film- und Medienbranche wurde ihm schon während seines Studiums 1963 ein Unterrichtsauftrag an der Pädagogischen Hochschule übertragen, die die Ausbildung der Lehramtsstudenten in Photographie beinhaltete. Nach dem Studium erhielt er dort neben seiner Lehrertätigkeit bis zur Übernahme der Schulleiterstelle 1970 einen Unterrichtsauftrag in Mediendidaktik.

Gleichzeitig mit der Übernahme der Schulleitung erhielt er den Auftrag, ein neues Schulgebäude zu planen. Das Schulgebäude in der Kölner Straße war einfach mit der Zeit zu klein geworden, so dass schon einige Klassen in die alte Schule in Lipp ausgelagert werden mussten. Zusammen mit dem Architekten Anschütz hat er ein Gebäudekonzept entwickelt, wo er nun alle seine Vorstellungen über Mediennutzung in einer modernen Schule einbringen konnte. Dieses führte zwangsläufig zur Ausarbeitung von Vorschriften des Kultusministeriums zur Nutzung von Medien in den Schulen von NRW, die bis dahin noch nicht vorhanden waren. Diese Ausarbeitungen wurden auch in der bayrischen Metropole München wahrgenommen. So wäre er fast wieder in München gelandet, denn FWU in Geiselgasteig zeigte 1973 großes Interesse an seinen Plänen und bot ihm eine Stelle in München an. Letztendlich war seine Familie mit einem Umzug nicht einverstanden. Zum Glück für Bedburg! So blieb er bis zu seiner Pensionierung 1995 als Schulleiter in Bedburg. 

In dieser Zeit konzipierte er einen kompletten Schulneubau, überzeugte den damaligen Stadtrat davon diesen Bau zu genehmigen und errichten zu lassen, um dann nach den Osterferien 1975 mit seinen damaligen Schülern und Lehrern, vom alten Schulgebäude in der Kölner Straße, in das neue Gebäude im Schulzentrum Goethestraße, in einem Festzug mit Musik, umzuziehen. Es war damals die erste Schule im Kölner Raum, diese Hauptschule, mit einem Fachklassen-Konzept, sprich dass die Schüler keinen festen Klassenraum haben, sondern sich zum jeweiligen Stundenplanfach in die vorgesehenen und entsprechend dem Unterrichtsfach ausgestatteten Unterrichtsräumen begeben mussten. So gab es z.B. für den Englischunterricht neben „normalen“ Unterrichtsräumen ein Sprachlabor, wo die Schülerihre Sprachkenntnisse intensiv erweitern konnten, für die Fächer Physik, Chemie und Biologie einen Hörsaal und einen Gruppenarbeitsraum für Experimente, inzwischen in jeder Schule eine Grundausstattung. Eine Besonderheit in dem Gebäude war, dass jeder Unterrichtsraum mit einem fest installierten Fernsehgerät ausgestattet war. Somit konnten Lehrfilme aus der schuleigenen Medienbibliothek oder Sendungen des Schulfernsehens mit in den Unterricht eingebaut werden. Heute stellt das Internet diese Möglichkeiten an allen Schulen zur Verfügung. Auch in Sachen Computer im Schulalltag hat Viktor Steffens bei den ersten Schritten mitgearbeitet. Als Mitglied der GPI (Internationalen Gesellschaft für Pädagogik und Information), für die Sachbereiche „Audiovisuelle Medien“ und „Informatik in der Schulverwaltung“ konnte er, zusammen mit Dr. Hütte vom Bedburger Gymnasium, diese beiden Bedburger Schulen als Pilotschulen bei der Entwicklung der ersten computerunterstützten Programmen zur Stundenplanerstellung und Schulverwaltung aktiv mitwirken. Dieser Affinität mit den zukunftsweisenden Technologien ist auch zu verdanken, dass 1976 die GHS Bedburg für den Modellversuch „Taschenrechner im Unterricht“ als eine von zwei Hauptschulen in NRW von dem FOELL (Forschungs- und Entwicklungszentrum für objektivierte Lehr- und Lernverfahren) auserwählt wurde. Daraus ergab sich, dass er Mitherausgeber der Aufgabensammlung „Taschenrechner im Unterricht“ wurde.     

Einen spannenden Moment in seiner beruflichen Laufbahn gab es schon kurz danach für ihn. Nach dem Beschluss, die GHS Bedburg mit der Hauptschule Kaster zusammenzuschließen, musste der damalige Stadtrat die Qual der Wahl, welcher der beiden Schulleiter die GHS weiter leiten solle. Die Wahl fiel nach einer langen Sitzung dann auf ihn. Aus der Zusammenlegung ergab sich dann zwangsweise, dass in den folgenden Jahren das Gebäude erweitert werden musste, damit den zeitweise 914 Schülern und 58 Lehrkräften wieder der notwendige Raum zum Lernen geboten werden konnte. Für einen möglichen Ausbau war das Gebäude schon im ersten Konzept vorsorglich geplant worden.

Aber nur Schule wäre ihm doch zu langweilig gewesen, und so arbeitete er nebenher bei der GPI (Internationale Gesellschaft für Pädagogik und Information) mit und nahm mit Referaten an den jährlich stattfindenden Symposien teil, die wiederholt in München, Berlin, Hamburg, Dresden, Wien und anderen deutschen Städten stattfanden.

Viele seiner Konzepte waren für die damalige Zeit noch zu früh, heute sind sie nicht mehr wegzudenken. 

Nach seiner Pensionierung 1995 hatte er sich weiter seinen Hobbys gewidmet und diese alle genutzt, um Unterrichtssoftware zu entwickeln und zu programmieren. Dazu besuchte er weiterhin Fachmessen, um diese dort gewonnenen Informationen dabei einfließen zu lassen. Hierdurch entstanden 18 Werke, von denen er für acht Themen in Berlin und Wien sogar den Europäischen Medienpreis erhielt.

Er war viele Jahre aktiver Sänger im MGV Bedburg und stand diesem auch einige Jahre vor.

Viele Jahre leitete er die Volkshochschule-Außenstelle in Bedburg.

Viele seiner ehemaligen Schüler konnten ihn noch bis zum vergangenen Herbst bei seinen täglichen Spaziergängen durch Bedburg antreffen und ansprechen. Aus ihrer Schulzeit kannten sie ihn auch mit seinem Markenzeichen, der Tabakpfeife, die er aus gesundheitlichen Gründen später weglegen musste. Sein Lebenswerk wurde vor einigen Jahren abgerissen. Was lediglich davon noch übriggeblieben ist, ist der Brunnen im Schulzentrum, den er zusammen mit Schülern entworfen, geplant und gebaut hat.

Vitor Steffens verstarb am 27.12.2019 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren.

 

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